Die ehemalige Reichsstadt Augsburg, bekannt für ihre Finanz- und Wirtschaftskraft, erlebt während des Dreißigjährigen Krieges Kinderhexenprozesse, die Entsetzen und Fassungslosigkeit auslösen. Auch nach dem Westfälischen Frieden von 1648 stehen Augsburger „Kinderhexen“ und „Teufelskinder“ vor oft hilflosen Ratsherren und Richtern. Der Autor untersucht die Kinderhexenprozesse von 1625 bis 1730, in denen 45 Jungen und Mädchen im Alter von sieben bis siebzehn Jahren der Hexerei beschuldigt wurden. Diese Verfahren führten zu harten Strafen und sogar Todesurteilen. Es werden die theoretischen Grundlagen der Hexenverfolgungen in Hexenlehre und Strafrecht sowie Aspekte der Strafmündigkeit und der „Konzeption von Kind“ in der Frühen Neuzeit beleuchtet. Die politischen, ökonomischen, sozialen und konfessionellen Verhältnisse in der gemischt konfessionell geprägten Stadt werden analysiert, ebenso wie die gesellschaftlichen Befindlichkeiten. Der Autor bietet ein differenziertes Bild der Augsburger „Kinderhexen“ und untersucht ihre möglichen Beweggründe, die von Besessenheit über Lügen und Rache bis hin zu verdrängter Sexualität reichen. Eine abschließende Diskussion stellt die Frage, ob die betroffenen Kinder als Opfer oder als gezielt handelnde Täter zu betrachten sind.
Kurt Rau Pořadí knih

- 2006