"Das Schönste ist scheußlich" - Alexander Zemlinskys Operneinakter Der Zwerg
- 248 stránek
- 9 hodin čtení
Alexander Zemlinskys Oper Der Zwerg gilt als konservatives Werk eines Komponisten, der sich zwar dem Schonberg-Kreis zugehorig fuhlte, den Schritt in die Atonalitat aber nie vollzogen hat. Doch die Handlung des Einakters, in dem sich "das Schonste" als "scheusslich" (und umgekehrt) entlarvt, erschuttert asthetische Gewissheiten, die musikalische Faktur ist bruchig. Im unvermittelten Nebeneinander heterogener Tonfalle stellen spatromantischer Klangrausch und expressionistische Verzerrung die Pole dar, zwischen denen sich die selbstreflexive Identitatssuche des zwischen den stilistischen Stuhlen stehenden Komponisten Zemlinsky abspielt. Der Zwerg lasst sich somit als Kunstleroper deuten, die die kompositorische Identitatskrise der musikalischen Moderne im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts dokumentiert. Der Protagonist verkorpert dabei als Anti-Narziss das Sinnbild einer Moderne, die mit dem Aufkommen der neuen Musik sich selbst problematisch wird.
