"Wir blicken in ein ersonnenes Sehen"
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Die Studie von Angela Fitz untersucht einen aktuellen Romantypus, der - obwohl „erzählerisch“ angelegt - sich durch komplexe, nicht-lineare Strukturen auszeichnet. Die paradigmatisch ausgewählten Romane von Nadolny (Selim oder Die Gabe der Rede), Ransmayr (Die letzte Welt) und Woelk (Freigang) werden daher auch nicht einer Analyse, die ihre Kriterien aus der traditionellen Poetik bezieht, unterzogen, sondern in produktiver Auseinandersetzung mit Chaostheorie und Radikalem Konstruktivismus als literarische Konkretion aktueller erkenntniskritischer Debatten gelesen. Das erreichte Analyseniveau erlaubt schließlich die Einbettung in die Diskussion der Postmoderne, teilt diese doch mit den adaptierten wissenschaftlichen Diskursen die Einsicht, daß das Subjekt - obwohl selbst Konstrukt - die wirklichkeitsstiftende Instanz ist, da es keinen archimedischen Punkt der Erkenntnis gibt. Hierbei erweisen sich zwar die zentralen Merkmale einer postmodernen Poetik - Diskursvielfalt, potenzierte Reflexion der Erzählverfahren, Intertextualität, Rhizomförmigkeit - als konvergent, zugleich ergibt sich jedoch eine wichtige Differenz: Entgegen der Litanei vom „Tod des Subjekts“ begreift die Autorin unter Bezugnahme auf konstruktivistische Thesen das plurale Subjekt als Chance und die Romane als exemplarische Ausführung des Gedankens, daß allein Pluralität Transformation und erst damit Selbsterhalt ermöglicht.