Im Angesicht des Todes
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Aus dem Vorwort von Inka Wajsbort Jüdische Jugend damals Es musste einige Zeit vergehen, bis ich verstand, dass ich als einzige der ganzen Familie die Scholli überlebt hatte, dass ich ganz allein geblieben war. Es dauerte eine Weile, bis ich mich nach meinem „bösen Gedicht“ zu einem neuen Anfang bereitfand. Gute Menschen halfen mir in dieser schweren Zeit, überhaupt wieder eine Bereitschaft zum Leben zu entwickeln. Ich beschloss, meinen früheren Lagertraum zu verwirklichen, nämlich Medizin zu studieren. Dabei lernte ich meinen Mann kennen, wir studierten zusammen in Wroclaw (Breslau), heirateten 1949 als zwei sehr junge, sehr einsame und sehr arme Studenten. Nach meinem Examen wurde unser Sohn Richard geboren. Im Jahr 1957 gingen wir nach Israel, 1958 wurde unsere Tochter Diana geboren. Mit der Zeit wurde mein Mann ein berühmter Neurologe und Forscher auf dem Gebiet der Parkinsonschen Krankheit. Ich arbeitete in einem Krankenhaus als Anästhesistin. Unsere Kinder wurden groß, studierten, und das Leben ging seinen normalen Gang. Wir hofften auf eine ruhige Zeit, soweit das in Israel möglich ist, ich wurde pensioniert und schrieb mein Buch, was ich schon gleich nach dem Krieg zu tun beschlossen hatte. An einem schrecklichen Tag wurde alles zerstört, denn mein Mann starb durch einen Autounfall nicht weit von unserem Haus. Jetzt arbeite ich ehrenamtlich im Archiv des „Museums der Ghetto-Kämpfer“ (Israel). Als Zeitzeugin war ich schon zweimal mit israelischen Jugendlichen in Konzentrationslagern und besuche auch Schulklassen, um über die Vergangenheit zu berichten. Nun freue ich mich, dass mein Buch nach früheren Veröffentlichungen in hebräischer und polnischer Sprache auch in deutscher Sprache erscheint, und ich bedanke mich besonders bei James Stuart Brice als Übersetzer sowie bei Professor Roy Wiehn als Bearbeiter und Herausgeber. Gerade junge Deutsche können hier nachlesen, wie jüdische Jugend damals lebte, was sie liebte und wovon sie träumte. Die meisten meiner Freundinnen und Freunde wurden ermordet. Hoffen wir, dass es nie wieder eine Schoáh geben wird. Ich würde mich über Zuschriften von Menschen freuen, die mein Buch gelesen haben. Epilog Meine Erinnerungen an Leben und Tod meiner Geliebten sind ihnen gewidmet. Ich habe hauptsächlich über meine Familie und enge Freunde geschrieben, da aber ihr Schicksal mit Leben und Tod der jüdischen Gemeinden in Polen verbunden ist, handelt es sich insofern zugleich um eine diesbezügliche Beschreibung der Jahre des Zweiten Weltkriegs einschließlich des grausamen Todes der Mehrheit des jüdischen Volkes unter der barbarischen deutschen Besatzung. Mein Buch ist auch an die Jugend der Welt gerichtet als Warnung und Aufforderung: Die Jugend ist verpflichtet und fähig, die Welt zu verändern und sie etwas besser und glücklicher zu machen, eine Welt, in der es niemals mehr Erniedrigung, Konzentrationslager und Gaskammern geben soll: „Denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert erheben. “ (Jesaja 2,4).