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"Eine Pranke in den Nacken der Erkenntnis"

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In Gottfried Benns Werk nimmt die AuseinanderSetzung mit der zeitgenössischen Naturwissenschaft eine zentrale Rolle ein. Diese AuseinanderSetzung wird durch die Frage nach der Evolution des menschlichen Geistes und den ihr zugrundeliegenden allgemeinen Entwicklungsprinzipien sowie durch die Frage nach der Möglichkeit von Erkenntnis geleitet. Die vorliegende Arbeit untersucht die wechselseitige Beeinflussung von künstlerischer Erfahrung und naturwissenschaftlicher Theoriebildung in diesen beiden Themenbereichen. Dabei erweist sich, dass mechanistische und rationalistische Evolutions- und Erkenntnismodelle einen Konflikt mit künstlerischer Welterfahrung entzünden, der in Benns Frühwerk ausgetragen wird. Insbesondere in den lyrischen Zyklen gelingt Benn neben der Thematisierung des problematischen Menschenbildes und Erkenntnisbegriffs die Erschaffung eines Künstler-Ichs, das seiner Wirklichkeit nicht entfremdet gegenübersteht, sondern sie selbst erschafft. Dieses Konzept der WeltSetzung durch den Künstler findet in Benns späterer Rezeption der damaligen Forschungslage zur Persönlichkeitsbestimmung Bestätigung, die sich in der essayistischen Herleitung der hyperämischen Dichtungstheorie Anfang der 1930er Jahre sowie seiner wissenschaftskritischen Rückbesinnung auf Goethes Naturwissenschaft niederschlägt. Kunst und Wissenschaft erweisen sich in diesem Modell als gleichberechtigte Erkenntnisformen und das menschliche Denken wird als evolutionär begründetes Konstruktionsverfahren verstanden - ein Ansatz, dessen Modernität die Betrachtung von Benns Lyrik interessant macht.

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2003, měkká

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