Reiner Bredemeyers Der Neinsager
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„Wer a sagt, der muß nicht b sagen. Er kann auch erkennen, daß a falsch war.“ Reiner Bredemeyer schätzte diesen Brecht-Satz, mit dem der Knabe im Lehrstück Der Neinsager von 1930 dazu auffordert „in jeder neuen Lage neu nachzudenken“ und das geforderte Einverständnis in seine eigene Opferung verweigert. Der Ostberliner Komponist schrieb seine Schuloper im Herbst 1990. Er griff in einer neuen politischen Lage auf einen 60 Jahre unvertont gebliebenen Text Brechts und damit auch auf den vermeintlich überkommenen Typus Lehrstück zurück. Und er schuf ein Pendant zu der Schuloper Der Jasager von Kurt Weill (1930). Kristina Wille untersucht ausgehend von Bredemeyers Vorstellungen von „Musik und Realität“ und den typusbestimmenden Merkmalen der Lehrstücke der 1920er und 1930er Jahre dieses letzte Musiktheaterwerk Reiner Bredemeyers. Sie weist nach, mit welcher gestischen Genauigkeit und Vielschichtigkeit die Musik sprachliche, dramaturgische und inhaltliche Aspekte des Textes aufnimmt und thematisiert. Bredemeyers Neinsager ist weder Gebrauchs- noch Laienmusik; er ist, so folgert Wille aus ihren musikalischen Analysen, ein ‚ideelles’ Lehrstück.