Camera obscura Heidelberg
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Heidelberg ist vielleicht die deutsche Stadt, die am häufigsten in Fotografien festgehalten wurde, von Schnappschüssen über Postkarten bis hin zu aufwendigen Bildbänden. In ihrem Buch 'Camera obscura Heidelberg' gelingt aber Przemek Zajfert und Burkhard Walther das Kunststück, eine schon für ausgebeutet gehaltene Goldgrube als noch nicht einmal annähernd angeschürft wiederauferstehen zu lassen. Die besondere Technik des uralten Prinzips der Bilddarstellung in der 'finsteren Kammer' (extrem kleine Blende, unendliche Tiefenschärfe, für den Fotografen: lange Belichtungszeiten) wird jedem Heidelbergkenner, aber auch jedem Liebhaber der Fotografie den Atem rauben. Denn in der Verbindung von Motiv und virtuoser fotografischer Darstellung ist hier eine Reihe von über 100 kleinen Kunstwerken entstanden, die mehr enthalten als das Flüchtige eines Schaustücks. Begleitet wird diese unheimlich-direkte Visualisierung von einer Auswahl an Texten aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die alle Aspekte von biedermeierlicher Romantik bis zu Schuld und Destruktion abdecken, ohne als verfestigende Erklärung in die Bildinhalte einzugreifen. Ausgehend von einem Statement Walter Benjamins aus dessen Aufsatz über 'Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit' stellt Michael Raffel in einem einleitenden Essay die Leistung der Fotografen unter den Aspekt der 'Tatortdokumentation' und erkundet deren Relevanz für Mensch und Stadt. Hilde Domin hat diese Fotos und Texte noch kurz vor ihrem Tod kennengelernt und in einem schönen, warm empfundenen Vorwort zu diesem Band ihre Irritation und schließliche Begeisterung niedergelegt; ihr Fazit lautet: 'Die, die Heidelberg kennen und lieben, werden von diesem Bildband auf ganz eigene Weise er- und angeregt.'