"Realität" und "Fiktion" aus systemtheoretischer Perspektive in Rainer Maria Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" und "Duineser Elegien"
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Literaturwissenschaft stellt wie andere Wissenschaften ein Arbeitsgebiet dar, das bestimmte Arbeitsthemen, Methoden und Ziele erfordert. Dabei ist die Vorgehensweise wie in anderen Wissenschaften mehr oder weniger an “objektive”, zumindest intersubjektiv überprüfbare Kriterien gebunden. Dies gilt auch für die Interpretation von Texten, die immer noch als eine zentrale Aufgabe in der Literaturwissenschaft gilt. Wie es jedoch um die behauptete “Intersubjektivität” im Literaturbetrieb bestellt ist bzw. welche Folgen die Definition der Begriffe “Objektivität” und “Wirklichkeit” aus systemtheoretischer Perspektive für die Literaturwissenschaft hat, soll eine Frage dieser Arbeit sein. Die Fülle der aus systemtheoretischer Wirklichkeitsauffassung entstandenen Ideen und Konzepte für die Literaturwissenschaft ist mittlerweile nicht mehr zu übersehen.1 Es drängt sich geradezu die Frage auf, welche Relevanz die Systemtheorie für die Literaturwissenschaft hat – wozu eine solche theoretische Anleihe angesichts der Komplexität der soziologischen Systemtheorie, die Niklas Luhmann in der 1984 erschienenen Publikation “Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie” programmatisch darstellte? Nicht selten wird der Umfang dieses Theoriegebäudes als problematisch betrachtet, da jeder Auseinandersetzung mit der Systemtheorie eine Einführung in deren Strukturierung und die damit einhergehenden theoretischen Implikationen vorausgeht. Will man dann auch noch zentrale Aussagen dieser “Supertheorie” auf die Literaturwissenschaft übertragen und deren Fruchtbarkeit für die Interpretation literarischer Texte diskutieren, stehen theoretische Vorentscheidungen an, um die umfangreiche Thematik handhabbar zu machen und den Aufbau der Arbeit nachvollziehbar gestalten.