Denken ist Menschenpflicht
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In Zeiten des Turbokapitalismus und ständig beschworener Angst vor weltweitem Terror hat die Ethik einen schweren Stand. Das humanistische Menschenbild verblasst im kulturellen Bewusstsein. Während konservative Kreise im Gefolge Carl Schmidts im Ruf nach dem starken Staat einen Ausweg aus der Krise suchen, besinnt Larisa Chvartsmann sich auf die Philosophie des Lebens. Im 20. Jahrhundert hatte die einen Weg aus der Abstumpfung im Gefolge der Weltkriege gewiesen. Neben Albert Schweitzer, der mit seiner „Ehrfurcht vor dem Leben“ dem Verfall der Kultur Grenzen setzen wollte, prägte diese vor allem in politischer Hinsicht der Spanier José Ortega y Gasset (1883 – 1955). Mit seinen philosophischen Wurzeln bei Hegel und Nietzsche und dank seiner trotzdem lebenspraktischen Sichtweise war er in der Nachkriegszeit in Deutschland außerordentlich populär. Nach einer Einführung in das Denken beider Philosophen und ihre wichtigsten Werke „Der Aufstand der Massen“ und „Kultur und Ethik“, nimmt die Autorin die lebens- und weltbejahende Perspektive Schweitzers ein um Ortegas Lebensphilosophie daran zu messen. Möglichkeiten kritischer Selbstbeobachtung und ethischer Mitwirkung am menschlichen Dasein eröffnen sich demnach über zeitliche Epochen hinaus und entwickeln sich auf diese Weise zur überzeugenden Pflicht eines jeden Menschen. Gerade dann, wenn die nächste Sinnkrise sich entfaltet.