Der Alltäglichkeit auf der Spur: die Rolle der Stadtgröße für die räumliche Planung
Autoři
Více o knize
Die Planungspraxis der über 2000 Städte bundesweit sieht sich heute den unterschiedlichsten Aufgaben gegenüber, die sich in Dynamik und Komplexität zunehmend zu steigern scheinen. Städte unterliegen dabei einem permanenten Transformationsprozess. Sie müssen sich rasch anpassen und regenerieren können und in der wachsenden Konkurrenz der Städte untereinander ihre Position finden. Bevölkerungsrückgang und Haushaltskonsolidierungen verschärfen den Handlungsdruck vor Ort. Damit werfen nicht nur überlokale Einflusse und gesamtgesellschaftliche Rahmenbedingungen die Frage nach der Steuerbarkeit der Stadtentwicklung auf. Während Notwendigkeiten und Anpassungsstrategien der räumlichen Planung bislang aus dem Blickwinkel der großen Städte diskutiert wurden, standen Klein- und Mittelstädte eher im wissenschaftlichen Abseits. Zwar werden Planungs- und Funktionsanforderungen an Städte unterschiedlicher Größe formuliert, es fehlen jedoch Erkenntnisse, wie sich das Handeln von Städten in Abhängigkeit von ihrer Größe verändert. Vor diesem Hintergrund ist es Ziel der Studie, den Einfluss der Stadtgröße zu lokalisieren und größenrelevante Bezüge zur räumlichen Planung zu ermitteln. Die Betrachtung konzentriert sich dabei auf Mittelstädte zwischen 20.000 und 100.000 Einwohner. Angesichts der schon quantitativen Bedeutung der Mittelstädte in der deutschen Kommunallandschaft hat das Forschungsanliegen der Studie eine große praktische Bedeutung. Anhand der umfangreichen Ergebnisse einer Online- und Experten-Befragung identifiziert die Autorin sowohl generalisierbare Aussagen zum räumlichen Planungsverhalten von Mittelstädten als auch zum stadtgrößenabhängigen Verhalten. Mittelstädte verfügen insgesamt über ausgeprägte Kompetenzen in der baulich-räumlichen Steuerung der Bodennutzung. Diese Fähigkeiten stehen in Wechselwirkungen mit Ausgestaltung von räumlichen Planungsprozessen oder mit der Wahl und Anzahl der Arbeitsmethoden und -techniken. Es zeigt sich, dass die Stadtgröße u. a. die Organisationsstruktur, den Einsatz qualitativer Methoden, den Raum- und Handlungsbezug von Instrumenten und die Projektorientierung determiniert. Während die Finanzsituation und die Zentralität der Kommune nur einen geringen Einfluss auf die Ausprägung des planerischen Handelns ausüben, zeigt die Ost-West Lage der Stadt im bundesdeutschen Raum ein wesentlich höheres Interventionsverhalten. Die Studie bietet eine beeindruckende Fülle von neuen bzw. in dieser Form bisher nicht verfügbaren Informationen und Erkenntnissen zum Profil der deutschen Mittelstädte im Bereich der kommunalen Planung. Diese Ergebnisse der empirischen Erhebung sollen sensibilisieren für mögliche Defizite bzw. für das Erkennen von vorhandenen komplementär entwickelten Planungsstrategien von Städten in Abhängigkeit zu ihrer Größe. Insbesondere vor dem Hintergrund demographischer Veränderungsprozesse zeigen die zahlreichen empirisch nachgewiesenen Beziehungen und Wechselwirkungen, Ansatzpunkte für eine Veränderung von Förderungs- und Planungsstrategien auf und demonstrieren Notwendigkeiten weiterer Forschungsvertiefungen.