Flaig x 2
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Pflanzennamen wie Waldrebe, Wiesenbocksbart, Oleander und Huflattich sollte man eigentlich laut vor sich hin sprechen, denn erst so entfalten sie ihr eigentliches poetisches Potenzial. Oder sich die Arbeiten von Angela Maria Flaig (*1948) anschauen. Seit den 1990er Jahren schafft die Künstlerin aus Flugsamen Arbeiten und bannt das Flüchtige dieser zarten Samen in geometrische Formen. Es sind Kuben, Häuser, Säulen, aber auch Schalen, die sie allein aus den Samen formt. Angesiedelt irgendwo zwischen Minimal Art und Arte povera. Die jeweilige Form dieser Samenstände entscheidet, ob das Werk eine eher haptische oder zeichnerische Oberfläche haben wird. Die in Rottweil lebende Künstlerin Angela Maria Flaig unterbricht den Zyklus der Natur, indem sie aus der Natur Kunst macht. Und dennoch liegt in ihren Arbeiten ein Versprechen auf Fruchtbarkeit und Leben, etwa, wenn sie wie 2008 im Rottweiler Münster einen sargähnlichen Kubus aus Distelsamen auf einen Holzsockel aufbahrt. Dann, aber auch im musealen Kontext, wie dieser Katalogband vorführt, zeigt sich das Doppelwesen von Angela Maria Flaigs Arbeiten. Adalbert Stifters „Andacht zum Kleinen“ zeigt sich hier in ihrer fragilsten Form.