Schafft der Sozialstaat neue Klassenlagen?
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Wie gestaltet sich der Zusammenhang zwischen Sozialpolitik und Sozialstruktur in der Bundesrepublik Deutschland? Ausgehend von der These, dass die institutionelle Ausgestaltung des Sozialstaates regelmäßig eine Überformung der Gesellschaftsstruktur nach sich zieht, steht die Erforschung der sozialstrukturellen Auswirkungen von sozialpolitischen Entscheidungen im Mittelpunkt der Analyse. Unter Verwendung des klassentheoretischen Ansatzes Max Webers in seiner durch M. Rainer Lepsius weiter entwickelten Form, konzentriert sich die Verfasserin auf das Konstrukt der sog. „Versorgungsklasse“. Hierbei handelt es sich um eine Klasse, die sich aufgrund von Unterschieden in sozialpolitischen Transfereinkommen und aufgrund unterschiedlicher Zugänglichkeit zu öffentlichen Gütern und Dienstleistungen konstituieren kann. Die Klassenlage dieser Versorgungsklassen ist primär bestimmt durch politisch-administrative Maßnahmen und weniger durch Marktbeziehungen, die für die Entstehung von Besitz- und Erwerbsklassen konstitutiv sind. Die empirische Analyse hebt darauf ab, nachzuzeichnen, in welcher Weise sozialpolitische Entscheidungen und Reformmaßnahmen die Sozialstruktur der Bundesrepublik Deutschland seit ihrem Bestehen beeinflusst haben, inwiefern hierdurch Versorgungsklassen konstituiert wurden und welche Entwicklungsdynamik zu erkennen ist. Insbesondere Veränderungen der gesetzlich definierten Zugangsvoraussetzungen zu und Abhängigkeitsformen von einkommensersetzenden Transferleistungen geben hierüber Auskunft. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, unter welchen Bedingungen sich ein Potential zur politischen Organisation von Versorgungsklasseninteressen ergeben kann.