Von der Psychophysik zu den Neurowissenschaften
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Dieser Arbeit liegt die These zu Grunde, dass die heutige Neurowissenschaft als Analogon der Fechnerschen Psychophysik verstanden werden kann. Auch wenn innerhalb des medialen Diskurses der Eindruck vermittelt wird, dass »das Rätsel der Rätsel in den so genannten Neurowissenschaften in absehbarer Zeit lösbar wird« (vgl. Hagner 2000: 9f.), ist das Aufzeigen des Umstandes, dass es sich bei der Neurowissenschaft nicht um einen theoretischen, sondern lediglich um einen technischen Fortschritt handelt, Ziel der vorliegenden Betrachtung. Es ist auffällig, dass die theoretischen Wurzeln der heutigen Neurowissenschaft meist nur in der Phrenologie Galls oder der sprachzentristischen Lokalisation Brocas und Wernickes gesehen werden. Der Gegenstand der inneren Psychophysik ist hingegen fast vollständig in Vergessenheit geraten. Dabei liegen gerade hier die theoretischen Fundamente der heutigen neurowissenschaftlichen Forschung. Der Nachweis dieser Kongruenz konstituiert den Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Ihr Argumentationsgang gliedert sich in drei Punkte: Da man in den seltensten Fällen eine Theorie an nur einem Werk festmachen kann, so muss man auch der Psychophysik eine Entwicklung zugestehen. Dieser Entwicklung nachzugehen, wird Aufgabe des ersten Kapitels sein. Anhand einer theoriegenetischen Betrachtung soll Fechners Idee der inneren Psychophysik dargestellt und deren Problematik diskutiert werden. Die grundlagentheoretische Analyse der heutigen Neurowissenschaft im zweiten Kapitel vollzieht sich in drei Schritten: Zunächst gilt es, die verschiedenen Positionen neurowissenschaftlicher Forschung aufzuzeigen, um vor deren Hintergrund die Methodik der bildgebenden Verfahren darzustellen. Schließlich wird in einen dritten Schritt die neuronale Fundierung mentaler Prozesse thematisiert. Dabei liegt der Fokus nicht allein auf der theoretischen Kongruenz zwischen Psychophysik und Neurowissenschaft, sondern innerhalb der neuronale Sprachfundierung wird auch der problematische neurowissenschaftliche Sprachbegriff selbst einer Kritik unterzogen. Im abschließenden Teil soll dann anhand der vorherigen Ergebnisse der Bezug zwischen Psychophysik, Neurowissenschaft und Kommunikationswissenschaft gezogen werden.