Zwischen Landflucht und Lebens(t)raum
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In einer von Abwanderung und Alterung geprägten ländlichen Region dreht sich der Alltag meist um Fragen des Verlusts: Schulen und Dorfläden werden geschlossen, Vereinen fehlt der Nachwuchs und manche Häuser im Dorf drohen zu verfallen. Mit den peripheren Räumen Nordostdeutschlands und seinen Dörfern wird daher oftmals ein negatives Bild assoziiert. Wie Dörfer versuchen dieser Abwärtsspirale entgegen zu wirken, wird anhand von Beispielen aus Brandenburgischen Dörfern untersucht. Das sogenannte soziale Kapital, d. h. die inner- und überdörfliche Vernetzung der Dorfgemeinschaften, das bürgerschaftliche Engagement zum Erhalt der Lebensqualität und die dörfliche Kommunikation stehen im Zentrum der theoretischen Überlegungen und der empirischen Analysen. Auch wird der Frage nachgegangen, ob sich die Dörfer - demografisch betrachtet - überhaupt vom Gesamtraum unterscheiden. Zahlreiche Fallbeispiele aus der Brandenburger Peripherie bilden den empirischen Rahmen dieser Arbeit. Die mit Hilfe von studentischen Teams durchgeführten PLA-(Partizipation-Lernen-Aktion)-Projektwochen zeigen als aktivierende Befragung hohe praktische Relevanz für die beteiligten Dörfer. Sichtweisen und Ideen von über 400 Bewohnerinnen und Bewohnern wurden in sogenannten Küchentischgesprächen erfasst. Auf der Suche nach lebendigen Dörfern trifft die Autorin eine Vielfalt von Akteuren, hinterfragt ihre Motivationen, identifiziert Bedürfnisse und brisante Themen und analysiert die Voraussetzungen, unter denen der Prozess der Lebendigkeit aufrecht erhalten werden kann. Die Herausforderungen dörflicher Governance liegen in der gesellschaftlichen Anerkennung kleinteiliger, dezentraler Ansätze und Lebensformen und in der Zusammenarbeit einzelner Dörfer auch über die Gemeindegrenzen hinaus. Die Erschließung externer Ressourcen zur Bewältigung von Krisen und Konflikten und zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen dörflichen Gruppen sind Bereiche, in denen auch lebendige Dörfer noch Entwicklungspotenzial haben. Die Analyse schließt mit einer Synopse von Lebendigkeits-Indikatoren, die das methodische Handwerkszeug für die Dorfentwicklungsberatung bereichern.