Ostmeer
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Geographische Namen sind zuweilen sehr umstritten, so auch der Name für das Meer zwischen der koreanischen Halbinsel im Westen, Japan im Süden und Osten sowie Russland im Norden. Auf internationalen Karten des vergangenen Jahrhunderts wird es in der Regel als „Japanisches Meer“ bezeichnet, was für die Koreaner eine Zumutung darstellt, ‒ eine Erinnerung daran, dass ihr „Ostmeer“ von 1910 (als Korea von Japan annektiert wurde) bis zur „Befreiung“ 1945 praktisch ein japanisches Binnenmeer war. Insbesondere seit dem Eintritt beider koreanischer Staaten in die Vereinten Nationen im Jahre 1991 bemüht sich die koreanische Seite intensiv darum, dass die Frage der Benennung des „Ostmeers“ neu aufgerollt wird. Als Zwischenlösung (eine dauerhafte Beilegung des Streits würde eine Einigung mit Japan voraussetzen, die derzeit nicht in Sicht ist) schlug Korea durchaus erfolgreich eine Doppelbenennung („Ostmeer/Japanisches Meer“) vor. Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts geriet die Benennung des Ostmeers bzw. des Japanischen Meers auch zusehends ins Visier der Wissenschaft. Aufwendige Forschungsprojekte wurden sowohl in der Republik Korea wie in Japan gefördert (und waren dementsprechend wenig „unabhängig“ von politischen Zielen und Erwartungen), und auch auf internationalem Parkett hat sich eine Ostmeer-Forschung etabliert, so dass das Thema bereits aus verschiedensten Blickwinkeln – historisch, politisch, juristisch, geographisch, linguistisch usw. – (fast) erschöpfend diskutiert wurde. Das vorliegende Buch sichtet und kommentiert die bisherigen Forschungsleistungen, es hat Ergänzungen aus eigenem Quellenstudium zu bieten, und es zeigt Fragen auf, die weiter erörtert werden sollten. -- Der Autor: Rainer Dormels ist Universitätsprofessor für Koreanologie an der Universität Wien. Studium der Geographie und der Theologie in Köln sowie der Sprachwissenschaft in Seoul (Seoul National University). Promotion am Fachbereich Orientalistik in Hamburg, Habilitation in Bochum mit einer Arbeit über „Politische Kultur und Ministerrekrutierung in Südkorea“.