In der Schwebe
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Thema dieses Buches ist die Anwendung der Vegetationskunde in der Gartendenkmalpflege. Die Vegetation wird dabei als vierdimensionales Gebilde aufgefasst, das Spuren verschiedener Zeitschichten enthält und dessen Fertigstellung prinzipiell nie erreicht wird. Die ständige Pflege der Vegetation ist der immer währende Akt der Herstellung, über den bisher weder in der Gartendenkmalpflege noch in der Vegetationskunde genug nachgedacht und geforscht wurde. Die Erkenntnisse sind auch für Freiraumplaner und Landschaftsarchitekten relevant, da deren Pläne und Entwürfe prinzipiell Ausgangspunkte künftiger Pflegeplanung sind. Beispiel für die Anwendung der Vegetationskunde ist die Löwenburg im Bergpark Kassel-Wilhelmshöhe. Schon während der Gründungsphase der Löwenburg setzten Bedeutungs- und damit Inszenierungswechsel ein, die folgenreich für die spätere Pflege waren. Gestaltungsexperimente, wie die künstlichen Felsformationen der die Löwenburg flankierenden Wolfsschlucht, waren eindrucksvoll, aber konzeptionell nicht ausgereift. Die Vegetation sollte Bestandteil der Inszenierung sein, aber nicht die gesamte Schlucht überwachsen. Nach Möglichkeit sollte sie in einem malerischen Entwicklungszustand in der Schwebe verharren. Dieses Ziel ist für die Gartendenkmalpflege nicht erreichbar. Zwischen historischer Konzeption und aktueller gärtnerischer Interpretation wird im Buch die Vegetation an der Löwenburg untersucht. Am Ende steht das Anwendungspotenzial der Vegetationskunde in der Gartendenkmalpflege außer Zweifel. Die Lösung für das Pflegeproblem in der Wolfsschlucht liegt weniger in einer verbesserten Pflegekonzeption als vielmehr in einer kritischen Reflexion der Idee. Professionelle Pflege verwirklicht nicht nur die Gartenideen, sie prüft und korrigiert sie auch.