Milchleistung als ein Faktor der Tiergesundheit und Fruchtbarkeit
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Noch immer herrscht die Meinung vor, höher leistende Tiere würden häufiger krank. Die Literaturrecherche ergab eine Fülle von Zeitschriftenaufsätzen und Tagungsberichten, welche genau diesen Zusammenhang thematisieren. Die Ergebnisse und Ansichten der Autoren könnten jedoch unterschiedlicher kaum sein. Sie reichen von Milchleistung habe einen positiven Einfluss auf Fruchtbarkeit und Tiergesundheit über keinen existenten Zusammenhang, bis hin zu signifikant antagonistischen Beziehungen. Seit dem Jahr 1995 wird von der Klinik für Klauentiere an der Freien Universität Berlin eine Datenbank gepflegt. Diese enthält bis zum Jahr 2010 bereits 3925 Datensätze von 743 Besuchen in 489 Betrieben aus 6 Bundesländern. Diese Besuche fanden auf Wunsch der jeweiligen Betriebe statt. Sie beinhalteten die Erhebung herdenspezifischer Daten, wie Milchleistungs- und Fruchtbarkeitskennzahlen sowie eventuell bestehende Bestandsprobleme. Es wurden Blut-, Harn-, Haar- und Futterproben genommen. Außerdem wurde die Rückenfettdicke gemessen. Zur Beantwortung der Fragestellung, welche Parameter (Jahr, Bundesland, Herdengröße, Milchleistung) Einfluss auf die Tiergesundheit und die Fruchtbarkeitsleistung haben, wurde nun diese Datenbank unter besonderer Berücksichtigung der Milchleistungsdaten sowie der bei den Besuchen gewonnenen Anamnesedaten, auf mögliche Zusammenhänge hin ausgewertet. Mittels verschiedener statistischer Prozeduren wurden Korrelationen, Regressionen und einige weitere Tests durchgeführt. Im Ergebnis dieser Auswertung kann einzig für die Fruchtbarkeit eine gewisse antagonistische Beziehung nachgewiesen werden. Die Euter-, Stoffwechsel- und Klauengesundheit sind nicht oder sogar vorteilhaft mit der Milchleistung verknüpft. Die mit der Milchleistung in Relation gesetzten Variablen wurden ebenfalls auf einen möglichen Zusammenhang mit der Herdengröße, dem Standort und dem Beprobungsjahr untersucht. Dabei ergaben sich teilweise signifikante Zusammenhänge. Ein Hinweis auf die Umweltabhängigkeit der Merkmale. Zusammenfassend kommt diese Arbeit zu folgendem Ergebnis, hohe Milchleistung allein kann nicht als Ursache für steigende Bestandsprobleme oder unzureichende Fruchtbarkeitsleistungen gelten. Vielmehr haben gesunde Herden eine höhere Milchleistung. Hohe Milchleistung sollte als Ausdruck guter Tiergesundheit verstanden werden [BUSCH, 2004]. Somit kommt der Gesunderhaltung des Bestandes, mittels tiergerechter Umwelt und verantwortungsvollem Betriebsmanagement, die größte Bedeutung zu - wobei der Anspruch an diese Aufgaben mit höherer Herdenmilchleistung steigt.