Auswirkungen der Einführung von Substitutionstherapie in einer Fachklinik zur Rehabilitation drogenabhängiger Menschen
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Die Entwicklungsbedingungen der Patienten waren sehr unterschiedlich. Die Lebensläufe weisen, neben dem Drogenkonsum und den damit verbundenen Folgen, wenig Gemeinsamkeiten auf. Im Rahmen der Entwöhnungsbehandlung beschäftigen die Patienten sich mit ähnliche Themen und zeigen Parallelen in der Sicht auf die Rehabilitation. Alle Patienten sind froh über die Möglichkeit einer Rehabilitationsbehandlung mit laufender Substitutionstherapie. Positive Effekte im psychischen, physischen und sozialen Bereich werden dabei von Beginn an beschrieben. Die Patienten erwarten, dass sich diese positiven Effekte nach der endgültigen Abdosierung noch einmal erhöhen. „Frei von Substituten“ wird eng mit angestrebten bürgerlichen Lebensidealen verknüpft. Substitute werden dabei von allen Patienten als „Opiate“ bezeichnet und mehr den Drogen als den Medikamenten zugerechnet. Alle Patienten identifizieren sich nicht mit der Subkultur des Drogenmilieus, sondern vertreten Werte und idealisierte Vorstellungen, die sich an der klassischen Arbeitsethik (Fleiß, Ordnung) oder an bürgerlichen Familienvorstellungen orientieren. Die Patienten scheinen teilweise die Vorbehalte der Mitpatienten nachvollziehen zu können und teilen die zu Grunde liegenden Überzeugungen. „Frei von Substituten“ ist eine klare, operationalisierbare Veränderungen, die mit einem deutlich verbesserten „Status“ verbunden ist. Die Patienten, (T, W, H), die das Ziel der Abdosierung erreichten, sind zufrieden, stellen aber fest, dass mit der Abdosierung nur Teilziele erreicht sind. Der Vorgang der Abdosierung schafft einen Inhalt zur Beschäftigung mit sich selbst und auch zum Austausch mit Mitpatienten und Mitarbeitern, der dann wegfällt. Die Gemeinschaft mit den Mitpatienten wird als hilfreich und zweckorientiert erlebt. Der Beziehungsgestaltung und den Kontakten zu Mitpatienten und Therapeuten wird aber keine für die Behandlung herausgehobene Bedeutung zugeschrieben. Konkrete Therapiemaßnahmen, insbesondere im Rahmen der Abdosierung, und gesundheitliche Fragestellungen nehmen einen breiten Raum ein. Im folgenden Kapitel soll untersucht werden, wie die subjektiven Veränderungen und Verbesserungen sich auch in einer messbaren Veränderung der funktionalen Gesundheit niederschlägt. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob durch die Einführung der Substitutionstherapie Veränderungen in der Patientenzusammensetzung oder in der Abschlussquote der Behandlung festzustellen sind.