Feldforschung der Internierung
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Am 19. Februar 1942, rund zweieinhalb Monate nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor, wurde der Vollzugsbefehl 9066 erlassen. In der Folge wurde die gesamte Westküste für alle Amerikaner japanischer Abstammung zum Sperrgebiet erklärt und die „War Relocation Authority“ zur Beaufsichtigung einer umfassenden Zwangsumsiedlung eingerichtet. Alle Bürgerinnen und Bürger japanischer Abstammung in den Bundesstaaten Oregon, Kalifornien und Arizona – ohne Ansehen von Staatsbürgerschaft und politischer Einstellung – waren betroffen. Bis zum Juni 1942 wurden 120.000 – zwei Drittel davon amerikanische Staatsbürger – in zehn „War Relocation Authority“-Internierungslager zwangsumgesiedelt. Dieses juristisch fragwürdige Unternehmen wurde von sozialwissenschaftlichen Projekten begleitet, die aus Feldforschungen in den betreffenden Lagern bestanden. Die hier vorgestellte Studie fragt nach Stellung und Funktion von sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschungsprojekten bei der Internierung der sogenannten „Japanese Americans“ und der wissenschaftlichen Behandlung der Themenkomplexe „Loyalität“ und „Widerstand“. Zentral hierbei ist die Position wissenschaftlicher Akteure in der Sozialhierarchie des wissenschaftlichen Teilfeldes und dessen Beziehung zu den Feldern von Militär und Geheimdienst. Konkretisiert wird dieses Vorhaben anhand einer Einzelfallanalyse, die sich auf ein Internierungslager konzentriert. Im Gegensatz zu anderen Studien, die sich mit Teilaspekten der Sozialwissenschaft während der Internierung beschäftigt haben, wird hier jedoch ein systematischer Zusammenhang zu den vorangegangenen wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklungen der amerikanischen Sozial- und Kulturforschung hergestellt.