Bewertung des Gefährdungspotenzials von Muren infolge der Klimaänderung im Siedlungsraum des Ile Alatau (Südostkasachstan)
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Die globale Klimaänderung prägt nicht nur das Erscheinungsbild der Gebirgsräume, sondern bewirkt zudem Modifikationen der morphologischen Prozesse (SCHRÖDER 2004). Es sind vor allem die periglazialen und glazialen Höhenstufen, die durch den Temperaturanstieg einer markanten Dynamik unterliegen und infolge derer ein verändertes Potenzial für Naturgefahren aufweisen (HAEBERLI et al. 1999). Beispielhaft sei in diesem Zusammenhang die Permafrostdegradation erwähnt. Durch diese unterliegt das Lockermaterial, aber auch das Festgestein, einer Destabilisierung, welche bei intensiven Niederschlägen zu einer Erhöhung des Murgangrisikos oder zur Zunahme von Fels- oder Bergsturzereignissen führen kann (HAEBERLI & MAISCH 2007). Auch mit den Auswirkungen der Klimaänderung auf die Gletscher und der damit einhergehenden Zunahme von Moränen- oder Gletschersee bzw. der Volumenänderung bereits existierender Seen steigt das Risiko von Moränenseeausbrüchen oder von Glazialmuren (BOLCH et al. 2011). Die innerhalb der Problemstellung dargelegten Aspekte, zeigen deutlich die Notwendigkeit, sich mit den Auswirkungen der Klimaänderung auf das Gefahrenpotenzial von Muren im Ile Alatau zu beschäftigen. Konkret gilt es hierbei einzuschätzen, welcher der murenbildenden Faktoren am stärksten den Auswirkungen der Klimaänderung unterliegt und wie stark das Gefahrenpotenzial ausgewählter Murentypen verändert wird. Die Untersuchungen der vorliegenden Arbeit fokussieren aufgrund ihrer Häufigkeit die Niederschlags- und Glazialmuren. Zudem sind deren Auslösevoraussetzungen verstärkt an meteorologische Bedingungen gekoppelt und lassen folglich bei klimatischen Änderungen eine stärkere veränderte Murenhäufigkeit vermuten. Bezüglich der Niederschlagsmuren wird ausschließliche die Murenbildung von Talmuren untersucht. Die Analyse, als Grundlage der Bewertung der murenbildenden Faktoren, erfolgt an sieben ausgewählten rezenten Murenbahnen und sechs Moränenseen innerhalb des Untersuchungsgebietes, der Täler Kishi und Ulken Almaty an der Nordabdachung des Ile Alatau. Für die aus der analytischen Betrachtung abgeleiteten Bewertungen des veränderten Gefahrenpotenzials der Murenbildung werden im Einzelnen folgende Gesichtspunkte betrachtet: Analyse der murenbildenden Faktoren und deren Bewertung im Prozess der Murenbildung unter den gegenwärtigen naturräumlichen Bedingungen im Untersuchungsgebiet Analyse der Klimaänderung im Untersuchungsgebiet und Bewertung der Auswirkung der theoretischen Klimaänderung auf die murenbildenden Faktoren Inwiefern dem Permafrost unter den gegenwärtigen Bedingungen ein murenhemmender Effekt zugesprochen werden kann und folglich mit dessen Degradation mit einer Erhöhung des Gefahrenpotenzials zu rechnen ist, steht bei der Bewertung der murenbildenden Faktoren im Vordergrund.