Die Theorie des Sozialkapitals und dessen empirische Genese und Wirkungen in Deutschland
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Die Beschäftigung mit Sozialkapital boomt disziplinenübergreifend. Ökonomen versprechen sich von ihm eine wesentliche Ergänzung der traditionellen individualistischen Sicht- und Analyseweise und dadurch eine größere Realitätsnähe. Aber erfüllen sich die Hoffnungen, dass Sozialkapital eine höhere Erklärungskraft als traditionelle Theorien aufweist und handelt es sich damit um einen unverzichtbaren Baustein der ökonomischen Theorie oder nur um eine vorübergehende Modeerscheinung ohne wirkliches erkenntnistheoretisches Potential? Wie entsteht Sozialkapital und welche ökonomischen Konsequenzen ergeben sich aus seiner Existenz? Diese und ähnliche Fragen werden im theoretischen Teil betrachtet. Im empirischen Teil dieses Buches steht das Sozialkapital in der Bundesrepublik Deutschland im Fokus. Nach der Erklärung der Operationalisierung und Messung der Sozialkapitalkomponenten erfolgen mit Hilfe des Datensatzes des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) des DIW eine empirische Bestandsaufnahme des Sozialkapitalvermögens in Ost- und Westdeutschland sowie eine Analyse der Genese und Wirkungen des Sozialkapitals in Deutschland. Dabei zeigt sich, dass der Sozialkapitalbestand in Ostdeutschland signifikant niedriger ist als in Westdeutschland, dass es vor allem gut ausgebildete, erwerbstätige, männliche, Wohneigentum besitzende Personen sind, die am meisten über Sozialkapital verfügen und dass sich positive ökonomische Wirkungen insbesondere auf formelle Netzwerke und Vertrauen zurückführen lassen. Schließlich wird deutlich, dass die Sozialkapitaltheorie viele von der ökonomischen Theorie bisher vernachlässigte Aspekte erfasst und so – trotz der inhärenten Vielschichtigkeit und Unschärfe dieses Konzepts – einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Volkswirtschaftslehre leisten kann.