Malina – Versteck der Sprache
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1971 erschien der Roman Malina von Ingeborg Bachmann. Sofort stellte sich die Frage: „Warum heißt das Buch Malina ?“ 40 Jahre nach Erscheinen des Romans, der die bewusste Störung und Verstörung eines erinnerungsresistenten Gedächtnisses veranschaulicht und die Inkognito-Anteile der NS-Geschichte verrät, herrschte in der Malina -Rezeption die Auffassung vor, dass die wörtliche Bedeutung des Namens und des Wortes ‚Malina‘ in der germanistischen Fachliteratur am gründlichsten erforscht worden seien. Malina – Versteck der Sprache geht dem bislang verborgenen mundartlichen Potential des Titelwortes nach. Mit Judith Butlers Methode, die sie als ein „anstößiges Vergehen“ bezeichnet, wird die atemberaubende Erfolgsgeschichte eines als deviant diskreditierten Wortes aus den Randgebieten der Sprache erzählt. Das Buch geht auf sein kriminelles Bedeutungsspektrum ein. In den sichtbar gemachten Bedeutungskontexten treten insbesondere die politische und kriminelle Unterwelt und das nachrichtendienstliche Milieu während des Kalten Krieges hervor. Sandra Boihmanes Buch befasst sich vorrangig mit der gewaltsamen Vernichtung von Jüdinnen und Juden im Zweiten Weltkrieg und zeigt, dass der Begriff ‚Malina‘ aus dem Soziolekt der Dieb*innen in den alltäglichen Sprachgebrauch der Ghettoinsass*innen übernommen wurde. Notgedrungen erfuhr das Gaunerwort eine semantische Transformation, die an die existenziellen Gefahrensituationen und an die Ausrottung unerwünschter Menschen erinnert. Die Chiffre entlarvt die verbrecherische Befehlsgewalt des staatlich organisierten und legitimierten Massenmords.