Der Flüchtlingsjunge
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Dieses ist ein wichtiges Buch. Wie es Kindern vor 70 Jahren ergangen ist, als sie mit ihren Eltern die Heimat zu verlassen hatten, wird durch das Einzelschicksal des damals heranwachsenden Flüchtlingsjungen ausdrucksstark geschildert. Aber nicht nur das, deutlich webt sich die Mahnung durch den Text, wie sinnlos Kriege sind. Vor dem Hintergrund gegenwärtiger Tragödien gehört das Buch auch zur Gattung der aufklärenden Literatur. Als Aufzeichnung angelegt, ist „Der Flüchtlingsjunge“ eine Trilogie: Flucht – Beruf – Werdegang, oder, anders wahrgenommen, vom Dorfjungen zum international bekannten Wissenschaftler. Er war 10 Jahre alt, als er das Schicksal mit Tausenden zu teilen begann und seine Geburtsstadt Breslau Mitte Januar 1945 verließ. Noch vier Monate bis zum Identitätsverlust einer ganzen Nation. Unfreiwillig zog der Treck, vorbei an Prag, ins Ungewisse, bis es nicht mehr weiterging. Die Front, sie war herangerückt. Was danach geschah, bis zur „Neuen Heimat“, wie der Autor seine erste feste Bleibe nennt, ist mit sprachlichen Nuancen, ohne Groll, beschrieben, fühlbar, plastisch. Er wurde Arzt, ganz im Sinne von Hippokrates. Der Leser fühlt sich mitgenommen auf dem Weg dorthin, der nicht immer glatt gepflastert war. Mit welchem Elan und unter welchem Zwang all das zu bewältigen war, ist spannend dargestellt, gut lesbar, informativ. Seine Triebfeder war sein Intellekt, den Zenit des Möglichen hat er aus eigener Kraft erreicht, die höchste akademische Würde hat man ihm vorenthalten. Peinlich, das zu erfahren. Dazu schreibt er: „Eine Tatsache, die mich mein Berufsleben lang begleitete.“ Patienten und Kollegen schätzen ihn, die wissenschaftliche Welt hat ihn geehrt. Nach der Lektüre des lesenswerten Buches kann man zusammenfassen: Alle Achtung vor den Lebensleistungen des Jungen aus dem Dorf, die in der Kindheit ihren Anfang nehmen, sein Werdegang bestätigt. Prof. Dr. G. Danietz