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Erika John - alles ist ich

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Erika John wird 1943 in eine kommunistische Arbeiterfamilie hineingeboren, und erlebt bereits seit frühester Kindheit eine starke Beeinflussung durch ihre Mutter. Die alleinerziehende Hilfsarbeiterin Paula Klose, Tochter des kommunistischen Widerstandskämpfers Josef Klose, übergibt ihr Kind der Obhut des DDR-Heimsystems, um sich der Staatssicherheit widmen zu können, wodurch sie das Leben ihrer Tochter nachhaltig prägt. Diese rettet sich in die Welt der Bücher, die ihr als „Flucht- und Rauschmittel aus einer schwer zu ertragenden Wirklichkeit“ dienen. Außerdem entdeckt Erika John das Zeichnen für sich – und damit eine Möglichkeit des Rückzugs, aber auch der Freiheit angesichts der reglementierenden und bestimmenden Kräfte, von denen sie sich umgeben sieht. Das Abitur legt sie in Dresden ab, bevor sie eine Facharbeiterausbildung als Steinmetz in Berlin absolviert, um schließlich von 1965 bis 1970 in Dresden an der Hochschule für Bildende Künste Malerei und Grafik zu studieren. Zurück in Jena wird Erika John Mitglied im Verband Bildender Künstler, wirkt als Zirkelleiterin und Ausstellungsmacherin, wodurch sie einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. Auch ihre bildkünstlerischen Arbeiten tragen zu einer zunehmenden Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bei. Die Kunstsammlung Jena hat im Jahr 2013 den künstlerischen Nachlass Erika Johns erhalten, nachdem dieser zuvor erstmals von den Erben Christl Prange, Regina Lange, Martina Kürbs und Elke Decker gesichtet und aufgearbeitet worden ist. Erst im Zuge dessen hat sich der Facettenreichtum des knapp 1800 Arbeiten umfassenden Gesamtwerkes offenbart: Neben unzähligen Landschaftsstudien, in denen die Natur als Refugium sowie als Ort der Ruhe und inneren Einkehr begriffen wird, steht die menschliche Figur im Mittelpunkt. Augenfällig ist die Neugier am Menschen, an seinen Empfindungen und Emotionen, die an mancher Stelle das große Misstrauen enthüllen, das Erika John ihren Zeitgenossen gegenüber hegte und das sich bisweilen in grotesken, fast karikierenden Bildern äußert. In Porträts, Figurenstudien und Personengruppen versucht John das Innerste auf die Oberfläche zu bannen, das Geistige sichtbar zu machen und hinter dem Körper hervortreten zu lassen. Eingefärbt wird diese Vergeistigung durch äußere Einflüsse, wie etwa aktuelles Zeitgeschehen oder die Verarbeitung der eigenen, als kalt und lieblos empfundenen Kindheit. Entstanden ist ein Werk, das sich durch eine hohe Sensibilität für das Gesehene und eine genaue Beobachtung für die leisen Zwischentöne auszeichnet. Alles dominierend ist die Zeichnung, innerhalb der sie die Möglichkeiten des Mediums auslotet, angefangen von der kleinen, spontanen Skizze bis hin zur großformatigen Tuschearbeit. An ihr arbeitet sie sich ab, geht bis an die Grenzen, experimentiert mit Techniken, Materialien und Stilen. Daneben entstehen nur einige, verglichen mit dem Gesamtwerk, wenige Ölgemälde, in denen sie sich auf den Menschen, speziell das Gesicht konzentriert. Anlässlich ihres 75. Geburtstages würdigt nun die Kunstsammlung Jena in einer Auswahl von etwa 120 Arbeiten erstmals umfänglich das Schaffen Erika Johns und will damit diese außergewöhnliche und durchaus eigensinnige Künstlerin in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückholen.

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