Alle Geschichte hat einen Ort
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Wie lässt sich ein Zugang zu Erinnerung aufrechterhalten, wenn die letzten Zeitzeugen sterben und mit ihnen der Kontakt zur Vergangenheit abzubrechen droht? Welche Rolle können Filme dabei spielen, und wie reflektieren diese ihre eigene Erinnerungsarbeit? Diese drängenden Fragen beantwortet das vorliegende Buch mit einer Untersuchung um die Involvierung des Medialen in Erinnerungsprozesse – anhand von vier Filmen des deutschen Dokumentarfilmers Volker Koepp. Koepps Werk ist untrennbar mit der filmischen Erinnerungsarbeit Ostdeutschlands und Osteuropas verbunden. Seine Filme widmen sich vergessenen Orten und ihren Bewohnern, schlagen Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Herr Zwilling und Frau Zuckermann (1999) besucht das ukrainische Czernowitz, dessen Geschichte sich zwischen frühem Entwurf eines multikulturellen Europas und Schauplatz von Vertreibungen und Deportationen im Zweiten Weltkrieg spannt. Von Czernowitz und dessen letzten jüdischen Bewohnern aus folgt Dieses Jahr in Czernowitz (2004) den generationenübergreifenden Verbindungen nach Berlin, New York und Wien; mit In Sarmatien (2013) kehrt Koepp erneut in die Landstriche des einstigen Zentrums Europas zurück. In Berlin – Stettin (2009) setzt er sich wiederum mit seiner eigenen Lebensgeschichte während einer Reise zwischen Wohn- und Geburtsort auseinander. Die Filme eröffnen dabei Räume, in denen ein Nachdenken über Erinnerung, Heimat, Identität und Gedenken beginnt, und reflektieren die Möglichkeiten von filmischer Erinnerungsarbeit. Marian Petraitis zeigt, wie durch die Filme ein Modell für ein mediengestütztes Gedächtnis entsteht, das die Möglichkeiten medialer Zugänge zu Erinnerung aufzuzeigen vermag – und damit an der heutigen Schwelle eine Verbindung zu den Erinnerungen an das wendungsreiche Leben im 20. Jahrhundert aufrechterhält.