Kommerz und Kommunismus
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Die Bilderwelten und Corporate Designs für Marken wie „Tengelmann“, „Asbach Uralt“, „Weck“ oder „Astor“-Zigaretten kennt heute (fast) jeder – dagegen ist der Name ihres Schöpfers Hermann Ahrens (1902-1967) so gut wie vergessen. Aber wer dieser Mann, der gleichermaßen als Gebrauchsgrafiker wie als Akteur in der politischen Propaganda prägnante Spuren hinterlassen hat? Seine Biografie spiegelt beispielhaft die politischen Gegensätze, Zumutungen und Anpassungen des 20. Jahrhunderts. Der junge Nationalkonservative, der sich bereits zu einem ambitionierten Grafiker entwickelt hat, tritt 1930 in die KPD ein. Doch diese politische Konversion von rechts nach links ist keineswegs die einzige Denkwürdigkeit. Im Dritten Reich kann sich der notorische Kommunist als Gestalter bald erfolgreich arrangieren und wird im Zweiten Weltkrieg sogar „unabkömmlich“ gestellt. In der unmittelbaren Nachkriegszeit erlebt der Kommunist Ahrens eine kurze Rückkehr in die politische Legalität, die ganz im Zeichen der antifaschistischen Umerziehung steht. Im Kalten Krieg wird seine Lebensgeschichte schließlich zum Lehrstück über die Talente eines kreativen Dogmatikers, dem die Camouflage hinter einer bürgerlichen Fassade längst zur zweiten Natur geworden ist. Als Werbegrafiker steht Ahrens für das westdeutsche Wirtschaftswunder, während er heimlich zugleich die SED-gesteuerte West-Propaganda der 1950er und 1960er Jahre maßgeblich gestaltet.