Castor&&Pollux
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Die beiden Brüder Castor und Pollux lieben sich und wollen für immer beieinander sein. Da aber Castor sterblich und Pollux unsterblich ist, bedarf es der Allmacht Zeus‘, des »Deus ex Machina«, um ihren Wunsch nach ewiger Liebe zu erfüllen. Ein ähnlicher Mythos kommt uns aus der Zukunft entgegen: Die »Singularity« – Ray Kurzweil, Entwicklungschef bei Google prophezeit sie für das Jahr 2045 – soll uns über computerbasierte Technologien erlauben, uns in ein gemeinsames Datennetz zu speisen, in dem die Trennung zwischen Du und Ich, zwischen Mensch und Maschine aufgehoben wäre. Birgt nicht auch dieser »Deus ex Machina« das Versprechen von Unsterblichkeit und ewige Liebe? Das Musiktheater »Castor&& Pollux« entlädt sich an diesen beiden Mythen aus Vergangenheit und Zukunft: In der Alten Aula der Universität Heidelberg begegnet Jean-Philippe Rameaus Barockoper »Castor et Pollux«, arrangiert für Instrumental- und Vokalensemble, dem »4DSOUND«-Raumklangsystem. Die Hightech-Konstruktion aus Lautsprechern ist begehbare Bühne, elektronisches Instrument, futuristische Kulisse und multimedialer Erfahrungsraum zugleich. Dort bewegen sich alle Akteure, Barockensemble und Publikum, das von allen Seiten von der Musik umgeben ist. Lukas Rehms elektronische Musik für das System und seine Videoarbeiten stellen überkomplexe Strukturen und emotionale Klarheit gegenüber. Die Bühnenhandlung ist an Rameaus Oper angelehnt und folgt dem Libretto von Lisa Charlotte Friederich. Ihre Inszenierung entsteht in enger Zusammenarbeit mit Musik, Video und der dramaturgischen Bearbeitung des Stoffes durch Jim Igor Kallenberg. »Castor&& Pollux« erschafft einen pluralen Erfahrungsraum, der offenlässt, wer sich darin aufhält. Die beiden Brüder Castor und Pollux? Verliebte Roboter? Menschen der Zukunft? Oder Du und ich. Das künstlerische Team fand sich 2017 im »Lab« des Heidelberger Frühlings. Ihre Beschäftigung mit dem Thema Aufklärung erinnert uns daran, dass Aufklärung nicht ein einmal erreichter Zustand in der Gegenwart ist, sondern wohin sich die Gegenwart entwickelt, hängt davon ab, welches Bild wir in der Lage sind, von der Zukunft zu zeichnen. Und die Zukunft ist nicht so fern: Hier in Heidelberg arbeitet das EU-‚big-science‘ Projekt »Human Brain Project« unter der Leitung von Karlheinz Meier daran, das menschliche Gehirn zu erforschen und mittels Simulationen und Computerarchitekturen nachbilden. »Castor&& Pollux« imaginiert eine Zukunft, vor der wir keine Angst haben müssen, auf dass sie wie Rameaus Oper in der »fête de l’univers«, der Feier des Universums, mündet.