Haut und Haar
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Das Zusammenleben in den griechischen póleis beruhte auf persönlichen Begegnungen, die maßgeblich durch die Wirkung des äußerlich sichtbaren Körpers geprägt waren. Haut und Haar lassen sich in diesem Zusammenhang als einflussreiche Körperzeichen verstehen, die politische, soziale, rituelle, ökonomische und rechtliche Bedeutung erlangen. Auch wenn sie als Oberfläche des Körpers so gewöhnlich und selbstverständlich sind, dass sie nicht hinterfragt werden, tragen sie doch kulturell tief verwurzelte und miteinander verflochtene Bedeutungen in sich. Bisher sind Haut und Haar in der altertumswissenschaftlichen wie körpergeschichtlichen Forschung kaum beachtet worden. Diese Lücke füllt Steffi Grundmann für das 5. und frühe 4. Jahrhundert v. Chr., indem sie das spezifische Verhältnis von Haut und Haar sowie die Bedeutungen untersucht, die ihrer Farbe und den verschiedenen mit ihnen verbundenen Körperpraktiken zugeschrieben wurden. Um unterschiedliche Rede- und Handlungssituationen vergleichen zu können, werden Geschichtsschreibung, Medizin, Gerichtsreden sowie Tragödie und Komödie einer differenzierten, philologisch und historisch-kritisch angelegten Textanalyse unterzogen. Auf diese Weise wird ein besseres Verständnis der griechischen Kultur erlangt und eine fremde, aber in manchen Details doch vertraute Perspektive auf den Körper rekonstruiert, die dazu anregt, moderne Vorstellungen über antike Körper zu hinterfragen.