Die unsichtbaren Arbeiterinnen
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Frühmorgens oder abends – in jedem Fall außerhalb der üblichen Arbeitszeiten – kommen sie nahezu unbemerkt, erledigen ihre Aufgaben und sind bereits wieder verschwunden, wenn für die meisten der Arbeitstag erst beginnt. Kaum jemand weiß etwas Genaueres über Reinigungsarbeit und diejenigen, die sie ausführen. Meist wird ihre Existenz überhaupt erst registriert, wenn ihre Arbeit nicht gemacht worden ist. Erst wenn der Arbeitsplatz, das Krankenhaus, der Konferenzsaal, die Chefetage und vieles mehr einmal dem zur Selbstverständlichkeit gewordenen Sauberkeitsmaßstab nicht entspricht, wenn der „Dreck“ des Lebens- und Arbeitsalltages einmal nicht weggeräumt wurde, wird von den „unsichtbaren Arbeiterinnen“ für kurze Zeit Notiz genommen. Über kaum eine andere weibliche Erwerbsarbeit existieren so wenige, derartig ungenaue, oberflächliche und ungeprüfte Informationen wie über die Reinigungsberufe. Dies erstaunt umso mehr, als Reinigungsarbeit mit einem Frauenanteil von ca. 97 Prozent ein typischer „Frauenberuf“ ist und zugleich auch die dritthäufigste von Frauen erwerbsmäßig ausgeübte Tätigkeit überhaupt darstellt – jede zwanzigste erwerbstätige Frau übt diesen ignorierten, sozial und professionell so gering bewerteten Beruf aus. Reinigungsarbeit ist vor allem Erwerbsarbeit für Frauen im mittleren und fortgeschrittenen Lebensalter. Der Beruf stellt sich als typischer „Rückkehrberuf“ ins Arbeitsleben bzw. als Zuerwerbsmöglichkeit für ungelernte und verheiratete Frauen dar. Diese Form der Erwerbsarbeit ist besonderer Ausdruck geschlechtsspezifischer Segregation des Arbeitsmarktes. Raumreinigerinnen sind in der überwiegenden Zahl teilzeitbeschäftigt, und zwar auf der Grundlage geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse mit Arbeitszeiten, die entweder in den frühen Morgen- oder in den Abendstunden liegen. Fehlende soziale Sicherungen und illegale Einstellungs- und Beschäftigungspraktiken sind Charakteristika für diese Berufsgruppe.