Die Berücksichtigung von Basisraten bei der Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen
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Die Klassifikation einer Persönlichkeitsstörung stellt aufgrund verschiedener Abgrenzungsprobleme eine Entscheidung unter Unsicherheit dar. Insbesondere die mangelnde Abgrenzung zu einem nicht-pathologischen Persönlichkeitsstil und die unzureichende Differenzierung zwischen den verschiedenen Formen spezifischer Persönlichkeitsstörungen führen zu diagnostischen Unklarheiten. In Untersuchungen zur klinisch-intuitiven Urteilsbildung konnte nachgewiesen werden, dass unter bestimmten Bedingungen die Lösung derartiger Klassifikationsprobleme unter Einbezug der Grund- bzw. Basisraten der verschiedenen Zuordnungsmöglichkeiten erfolgt. Im Unterschied zu diesen Untersuchungen, bei denen lediglich eine einfache Klassifikationsaufgabe vorgegeben wurde, stellt die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung jedoch ein multiples Klassifikationsproblem dar. Aufgrund der aufgeführten Abgrenzungsschwierigkeiten hat ein Diagnostiker nicht nur zu entscheiden, welche spezifische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert werden kann, sondern er muss auch eine Entscheidung zu treffen, ob die vorhandenen diagnostischen Informationen tatsächlich eine Störungsdiagnose rechtfertigen. Angesichts dieser Besonderheit wurde in einer empirischen Arbeit der Einfluss von Basisraten auf die klinisch- intuitive Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen untersucht. Das Buch gliedert sich in drei Teile. Der erste Teil setzt sich mit den zentralen Problemen der Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen auseinander. Aufgrund einer prinzipiellen definitorisch-diagnostischen Verquickung wird zunächst ein Überblick über die Konzeptentwicklung von Persönlichkeitsstörungen gegeben. Im Anschluss daran folgt die Darstellung der in den aktuellen psychiatrischen Klassifikationssystemen (DSM und ICD) aufgeführten diagnostischen Leitlinien und den damit einhergehenden diagnostischen Problemen. Auch wird die Frage behandelt, wie häufig Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert werden und wie reliabel und valide diese Diagnosen sind. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den Prinzipien einer probabilistischen Diagnostik. Nach der Darstellung der Modellannahmen und Anwendungsprobleme des Bayes- Theorems, setzen sich die daran anschließenden Kapitel mit der Berücksichtigung von Basisraten bei der klinisch-intuitiven Urteilsbildung auseinander. Im dritten Teil erfolgt schließlich die Darstellung einer empirischen Untersuchungen zur Berücksichtigung von Basisraten bei der klinisch-intuitiven Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen.