Alter - Macht - Kultur
Autoři
Více o knize
Gibt es im fortgeschrittenen Alter eine Entwicklung neuer kultureller Kompetenzen und hätten diese möglicherweise etwas beizutragen zur gesellschaftlichen Entwicklung und Gestaltung? Diese Frage ist vor allem auch unter dem Gesichtspunkt einer sog. „Vergreisung“ und „Überalterung“ unserer Gesellschaft von höchstem Interesse. Aus einschlägigen psychologischen, philosophischen und soziologischen Untersuchungen ist deutlich geworden, dass vor allem die Gruppe der sozial und kulturell bevorzugten Alten Ressourcen aufweisen kann, die keine andere gesellschaftliche Gruppe in dieser Qualität aufweist: das Entwicklungspotential der Weisheit. Eine Gruppe jüngerer und eine Gruppe älterer Interviewter diskutieren wissenschaftliche Aussagen zu Weisheitskompetenzen unter dem Gesichtswinkel ihrer individuellen Biografie. Sie setzen sie zur erlebten oder erwarteten sozialen und kulturellen Entwicklung in Beziehung. Es wird deutlich, dass die Erfahrung gelebten Lebens die Entwicklung eines differenzierten und integrierten Wert- und Urteilssystemes begünstigt. Darin lägen bei der gesellschaftlich expandierenden Altengruppe möglicherweise neue, erweiterte Sichtweisen und Lösungen von sozialen, philosophischen und ökonomischen Fragen der Zukunft. Eine Möglichkeit, diese neuen Alterskompetenzen auch zu realisieren liegt in der Wahrnehmung neuer kultureller Rollen. Diese entsprechen keineswegs einem funktionellen Noch-Nützlichsein als verlängerte Berufs- oder Familienrolle. Kulturelle Altersrollen umfassen und erweitern das wirtschaftspolitisch bereits interessierende berufliche Expertentum älterer Menschen um bislang nicht berücksichtigte kulturelle Aspekte. Eine Erschliessung spezifischer kultureller Alterskompetenzen ist keine Utopie sondern realisierbar. Es müssen intergenerative Vernetzungen gefestigt werden, die den kulturellen Diskurs und damit die gesellschaftliche Gestaltung von Zukunft ermöglichen. Diese Untersuchung stellt einen kulturpolitischen und kulturphilosophischen Beitrag zur Problematik der sog. Überalterung unserer Gesellschaft dar. Die befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen erkennen dringlicher als die befragten Alten die Notwendigkeit, dass Alterskompetenzen in die gesellschaftliche Zukunftsgestaltung eingebracht werden.