Vorhersage von Rechenschwäche in der Grundschule
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Deutschsprachige Studien zur Entstehung von Schwierigkeiten in Mathematik sind im Gegensatz zu Untersuchungen, die sich mit Lese-Rechtschreibproblemen befassen, noch immer eine Seltenheit. Zudem finden sich Zugänge zur Rechenschwäche vornehmlich im Bereich der Intervention. Im Blickpunkt des Interesses steht dabei das Kind, das schon „in den Brunnen gefallen“ ist, im Rechnen versagt und deshalb eine Förderung erhält. Als Ursachen des Versagens in Mathematik werden hier häufig die unterschiedlichsten Faktoren angenommen, welche aus Erfahrungen mit rechenschwachen Kindern abgeleitet werden. Genau dies ist jedoch ein methodisches Vorgehen, das im Bereich des Lesens und Schreibens schon in der klassischen Legasthenieforschung der Siebziger Jahre kritisiert worden war. Um tatsächlich von „Ursachen“ sprechen zu können, müssen daher rechenschwache Kinder nicht nur hinsichtlich vermeintlicher Verursachungsfaktoren mit normal rechnenden Kindern verglichen werden, sondern es muss auch nachgewiesen werden, dass diese Defizite schon vor der Rechenschwäche bestanden und dass sie ganz speziell nur diese Schwäche (und nicht etwa ebenso eine Lese- Rechtschreibschwäche) bedingen. Daraus folgend lassen sich sogenannte Vorläuferfertigkeiten identifizieren, die für einen erfolgreichen Erwerb der Mathematik notwendig sind und bei geeigneter Prävention womöglich sogar eine Rechenschwäche von vornherein verhindern helfen. Die Verfasserin gibt zunächst einen Überblick über verschiedene Ansätze zur Rechenschwäche. Dabei wird neben didaktisch, pädagogisch und medizinisch orientierten Zugängen besonders auf psychologische Ansätze eingegangen. Theorien zur Entwicklung mathematischen Wissens von der Geburt bis ins Erwachsenenalter sowie kognitive Modelle der Verarbeitung zahlenrelevanter Informationen im Gehirn werden hierbei vorgestellt. Im Anschluss versucht die eigene Langzeitstudie, eine Integration dieser teils divergierenden Ansätze zu finden und Vorläuferfertigkeiten für den Erwerb mathematischer Fähigkeiten zu identifizieren. Es wird gezeigt, dass schon im Vorschulalter recht zuverlässig Kinder identifiziert werden können, bei denen später in der ersten und zweiten Klasse eine Rechenschwäche auftritt.