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Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie

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Zugleich Schriftenreihe des Fachbereiches Sozialwesen an der Hochschule Niederrhein, Band 57 Marie Bernays (1883–1939) studierte als eine der ersten Frauen in Deutschland Nationalökonomie bei Max Weber. Nicht nur als Studentin war sie Vorreiterin: Zur Vorbereitung ihrer Dissertation ließ sie sich 1908 regulär bei der Gladbacher Aktienspinnerei als Arbeiterin einstellen, um mit neuen Methoden der teilnehmenden Beobachtung das Alltags- und Arbeitsleben der Fabrikarbeiter und -arbeiterinnen in den großen Fabriksälen zu erforschen. Als Kollegin erfuhr sie vieles, was die Wissenschaftlerin verwerten konnte. Die Direktion der Gladbacher Spinnerei gewährte ihr zusätzlich Einblick in ihre Personalunterlagen, die Aufschluss über die soziale Zusammensetzung der Belegschaft gaben. So gelang es Bernays, ein Sittengemälde des Arbeiterinnenlebens in der schnell wachsenden Textilindustriestadt Mönchengladbach zu zeichnen, das nicht nur Zeitgenossen verstörte, sondern auch ein heute noch lesenswertes Dokument über Leben, Treiben, Gefühle, Wünsche und Hoffnungen der Menschen in der verwirrenden Zeit der Hochindustrialisierung und Verstädterung liefert. Christian Wolfsberger, Leiter des Stadtarchivs Mönchengladbach, legt eine kommentierte Neuausgabe des 1910 veröffentlichen Textes vor. Silke Schütter, Professorin für Sozialpolitik an der Hochschule Niederrhein, ordnet die Dissertation und das Wirken Bernays – engagierte Frauenrechtlerin und Leiterin einer der ersten Sozialen Frauenschulen in Deutschland – in ihre wissenschaftsgeschichtlichen und gesellschaftspolitischen Zusammenhänge ein; die Biografie Bernays, ihre Bibliografie sowie eine Beschreibung der Stadt Mönchengladbach im Jahr 1908 ergänzen den Band.

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