Das Widerstandsverhalten von Mitarbeitern bei internationalen Akquisitionen
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Trotz jahrzehntelanger Forschung im Bereich M& A weisen Studien noch immer auf hohe Misserfolgsquoten hin. Das zeigt, dass M& As und die sich daraus ergebenden Probleme noch nicht hinreichend erforscht und gelöst wurden. Traditionell haben sich Forscher, die den Erfolg bzw. Misserfolg von M& As untersuchen, auf strategische und finanzielle Faktoren konzentriert. Die Studie verfolgt einen anderen Ansatz, der in der M& A-Forschung erst in jüngerer Zeit verstärkte Aufmerksamkeit erhält, und zwar die Identifikation des Mitarbeiterverhaltens als potentiellem Misserfolgsfaktor. In dieser Allgemeinheit ist diese Erkenntnis allerdings nur von geringem praktischen Nutzen, da das Verhalten von Mitarbeitern individuell unterschiedlich ist. Folglich ermöglicht erst die Identifikation von Mitarbeitermerkmalen, die empirisch auf ein erhöhtes „Störverhalten“ schließen lassen, die Generierung spezifischer Managementmaßnahmen. Diese für Praxis und Forschung interessante Lücke schließt Tobias Roßteutscher mit seiner Fallstudie. Darin zeigt er anhand der Befragung von Mitarbeitern akquirierter Unternehmen, dass individuelle Unterschiede im Widerstandsverhalten existieren. Die Ergebnisse der Fallstudie legen nahe, dass demographische Charakteristika ebenso wie Stress und die Landeskultur das Widerstandsverhalten bei internationalen Akquisitionen beeinflussen. Zudem bestehen hinsichtlich des Einflusses demographischer Charakteristika auf das Widerstandsverhalten Unterschiede zwischen den Ländern. Das Werk leistet einen Beitrag zur Konkretisierung der pauschalen Aussage über den (Miss-)Erfolgsfaktor „Mensch“ und unterstreicht damit den Ansatz des methodologischen Individualismus. Die im Rahmen der M& A-Forschung häufig angewendete Vereinfachung, Unternehmen als homogene Einheit zu betrachten, verfehlt die Realität. Die Ergebnisse dieser Studie sind vor allem aus zwei Gründen von praktischer Relevanz. Zunächst aus einer ex-ante-Sicht, da die Ergebnisse in Form eines Screening-Tools genutzt werden können. Potentielle Akquisitionskandidaten lassen sich damit anhand ihrer Mitarbeiterstruktur auf ihr Widerstandspotential hin untersuchen. Des Weiteren können nach der Akquisition - aus einer ex-post-Perspektive - auf Basis der Erkenntnis, welche und weshalb gewisse Mitarbeiter Widerstand leisten, entsprechende anreizkompatible Motivationsmaßnahmen entwickelt werden, die genau auf kritische Mitarbeitergruppen zugeschnitten sind.