Sommerdreieck
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VORWORT von Christina Kyriasoglou Was ist das, das Sommerdreieck? Menschen fliehen aus ihrer Heimat, weil es schlimm geworden ist. So schlimm, dass sie ihr Leben riskieren, um zu entkommen. In 2014 werden bis zu 200.000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet; 2013 suchten fast 130.000 hier Asyl. Die Gründe für ihre Flucht sind vielfältig: In Syrien herrscht Bürgerkrieg, ebenso in Afghanistan, Somalia und im Irak. Eritrea gilt als das „Nordkorea Afrikas“ und die Einheimischen werden unterdrückt, politisch verfolgt und zu Fronarbeit gezwungen. Auch russische und iranische Offizielle jagen Andersdenkende. Oft reicht es, an die falsche Religion zu glauben oder homosexuell zu sein. Wird dann der Alltag so lebensgefährlich wie die Flucht selbst, gibt es für viele keinen anderen Ausweg. Die Hoffnung auf ein besseres Dasein treibt Flüchtlinge zu diesem Schritt. Ein Dasein in Menschenwürde suchen sie, ohne Angst, ohne Hunger. Das Wort Menschenwürde mag recht neu sein, das Motiv ist jedoch so alt wie die Menschheit. Es hat auch die Flüchtlinge angetrieben, um die es in diesem Buch geht: die Großeltern und Eltern des Autors und alle, die mit ihnen Anfang des 20. Jahrhunderts aus der heutigen Türkei vertrieben wurden. Türkische Griechen, Juden und Armenier mussten ihre Häuser und Heimat verlassen, welche durch die Wega symbolisiert werden, den Stern rechts oben im Sommerdreieck. Ihre Flucht ging nach Westen, unter anderem nach Griechenland, dargestellt durch die Bewegung hin zum Deneb, dem Hauptstern des Sternenbildes „Schwan“. Der Deneb steht für die neue Heimat, in welcher einige langsam, aber stetig ein neues, sicheres Leben beginnen konnten. Vielen gelang jedoch weder die Flucht von der Wega, dem Zuhause, noch die Etablierung in der neuen Heimat Deneb. Für sie gab es nur einen Weg: nach unten. Tausende starben im osmanischen Reich, bevor sich eine Gelegenheit zur Flucht ergab. Andere gaben ihre Identität auf, änderten Namen und Religion, um nicht verfolgt zu werden. Im Asyl gebenden Land empfing die Einwanderer Diskriminierung und Ausnutzung, was damals wie heute durch wirtschaftlich schlechte Zeiten befeuert wird. Zahlreiche Flüchtlinge konnten diese Last nicht abschütteln und rutschten ab. Atair, hellster Stern des Sternbilds „Adler“, steht im Dreieck für den Tiefpunkt des Niedergangs. Ein Aufstieg von dort ist nahezu unmöglich.