Blut ist Wasser
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Die drei Hauptpersonen dieser Geschichte, die geschiedenen Eltern und ihr Sohn, werden namentlich nie direkt genannt. Doch in den Szenen, in denen sie sich gegenseitig ignorieren, provozieren und verletzen, werden sie in einer herzreißenden Nacktheit bloßgestellt – verbittert, schwach, und dadurch zutiefst menschlich. Das Buch umfasst 45 autobiographische Prosaminiaturen unterschiedlicher Länge. Sie lassen Szenen aus dem so intensiven wie traumatischen Verhältnis des Autors zu seinen Eltern bzw. (Halb)geschwistern Revue passieren, beginnend mit ersten, frühkindlichen Erinnerungen, und endend mit dem Tod von Mutter und Vater. Schauplätze des Geschehens, das in den 1950er Jahren einsetzt und (fast) bis in die Gegenwart reicht, sind die eleganten Wohnbezirke von Rom, Sao Paolo oder Athen sowie weitere mondäne Orte; als Akteure treten – teils prominente – Schauspieler, Banker oder Angehörige des Adels auf; aus dem Kontrast zwischen dem äußeren Glanz der geschilderten Verhältnisse und den desaströsen inneren, insbesondere zwischenmenschlichen Aspekten derselben ergibt sich eine literarisch höchst suggestive Spannung. Sprachlich bleibt das Werk, bei allen stilistischen Raffinessen im Detail, für den Leser immer unmittelbar zugänglich, wobei, häufig in (selbst)ironischer Brechung und mit feinem Humor, alle denkbaren menschlichen Stimmungslagen evoziert und durchdekliniert werden, vom Gefühl kindlicher Liebe über Verzweiflung und Hass bis zu völliger Gleichgültigkeit und tragikomischem Pathos. Und doch: erzählt wird hier eine im Kern stringente, dabei geradezu archeytpische Geschichte vom Verletztwerden und Verletzen, an deren Ende ein Vergeben mit Vorbehalt steht. In Griechenland machte das im Frühjahr 2014 erschienene Buch eine literarische Sensation und wurde sofort zum Bestseller; aber beispielsweise auch im TLS wurde es positiv besprochen. Auch in Deutschland dürfte es seine Leserinnen und Leser finden: selten kommt große Kunst so leichtfüßig daher, selten steckt in so knappen Texten so viel Welt. Und durch kaum ein Buch werden die gängigen Griechenland-Klischees so auf den Kopf gestellt.