Psychologie

In der Psychologie hat sich in den letzten fünf Jahrzehnten eine tiefgreifende Umwälzung vollzogen, die mit den bedeutendsten wissenschaftlichen Veränderungen der Geschichte vergleichbar ist. Diese Entwicklung fand jedoch weitgehend im Stillen statt und blieb vielen Fachleuten unbewusst. Für Nachbarfächer und die Außenwelt äußert sie sich lediglich in Schlagworten wie „Struktur“, „Gestalt“ und „Ganzheit“, deren Bedeutung oft unklar bleibt. Die Anfänge dieser Bewegung sind um 1890 bei Denkern wie MACH, EHRENFELS, CORNELIUS und WUNDT festzustellen; ein Großteil der Klärung wurde vor dem Ersten Weltkrieg erreicht, gefolgt von weiteren wesentlichen Fortschritten unmittelbar danach. Der Inhalt dieses Buches widmet sich einer ausführlichen Darstellung dieser Entwicklungen. Es wäre reizvoll, diese Veränderungen im Kontext anderer geistiger Erneuerungsbewegungen der Gegenwart und der historischen geistigen Entwicklung über die Jahrhunderte zu betrachten. Hier kann jedoch nur kurz angedeutet werden, dass es sich um den Abschluss eines bedeutenden Abschnitts der Auseinandersetzung mit dem Geist der Neuzeit handelt, der im 17. und 18. Jahrhundert seinen Höhepunkt fand und in der Philosophie durch das mechanistische Weltbild der französischen Philosophie und den englischen Empirismus geprägt wurde.