Provence

»Dies ist Europas bevorzugte Zufluchtsstätte, teils das duftende Gemach der Geliebten, teils der Garten, teils die warme Stube der Großmutter für unseren alten, sich immer neues Leid zufügenden Kontinent. Zwischen ihren silbrig-grün schimmernden Olivenhainen haben im Laufe der Jahrhunderte das Papsttum und der britische Adel, Halbseidene aus aller Welt und die beklagenswerten Insassen unserer Industrievororte ... Abstand von politischen Wirren, von Kälte, Schnee und der Unleidlichkeit des Nächsten gewonnen.« So beschreibt Uwe Siemon-Netto in einem Beitrag dieses Buches die Provence, eines der kulturgeschichtlich interessantesten und landschaftlich schönsten Gebiete Europas. Zikadengesang und Lavendelduft, Römerstädte, Kirchen und Paläste, Flamingos, weiße Pferde und wilde Stiere, Weinbauern und Zigeuner, mit Knoblauch gewürzte Bouillabaisse und Wein aus Châteauneuf-du-Pape – daran denkt man beim Wort Provence. Ein Teil Südfrankreichs, dem während der Römerzeit, in der Arles zeitweilig die Hauptstadt des weströmischen Reiches war, bis zum Mittelalter, als in Avignon die Päpste residierten, große politische Bedeutung zukam, von der die alten Bauten noch heute eindrucksvoll Zeugnis ablegen. Eine ungemein abwechslungsreiche Landschaft, die auf alle Sinne einwirkt: Sie erstreckt sich von den Bergen der Alpes de Haute Provence über das Bauxitland Var, die Vaucluse bis zu den brettflachen Ebenen der Camargue, über den Bouches-du-Rhône bis zu den lebhaften Städten am Meer, Marseille oder auch Cassis. Dem Reiz der alten, geschichtsträchtigen Metropolen – Arles, Avignon, Aix-en-Provence, Orange –, dem Leben in den stillen Dörfern in der Vaucluse, dem Charakter der Provenzalen und immer wieder den vielen Facetten der Landschaft will dieses Buch in den Fotos von Harald Mertes und Texten von prominenten Autoren wie Christine Brückner, Michel Tournier, Peter Jokostra, Stephan Vajda, Georg Lentz, Gerhard Herm u. v. a. m. nachspüren; die Provence sichtbar werden lassen wie sie vielen berühmten Künstlern von van Gogh bis Cézanne und von Petrarca über Giono und Camus bis Beckett erschienen ist – als »Land im Licht«.