Winfried Hecht Pořadí knih

Bei „Feste und Bräuche“ denken viele zum Stichwort „Rottweil“ an die Fasnet. Aber die Rottweiler Fasnet ist bei weitem nicht alles, wenn es um Bräuche und Feste in der ältesten Stadt Baden-Württembergs geht. Jedes Jahr dauert so lang, dass im Brauchtumskalender der einstigen Reichsstadt noch eine Menge anderes Platz findet – aus der noch immer fortlebenden Welt der Zünfte, mit kirchlich-katholischem Hintergrund oder von der fast bis heute bäuerlichen Nachbarschaft her. Über Jahrhunderte unverändert geblieben ist quer durch alle Schichten der traditionsreichen Stadt der Wunsch, gelegentlich den Alltag hinter sich zu lassen und zusammen zu feiern oder sich an schöne oder wenigstens große Zeiten zu erinnern. Dabei ist das vorliegende Buch eine reizvolle und vielseitige Begleitung.

Votivbilder sind oft das Symbol barocker Volksfrömmigkeit, insbesondere in der Region zwischen Schwäbischer Alb und Ostschwarzwald, am oberen Neckar und Oberlauf der Donau. Hier, zwischen Rottenburg am Neckar und Mühlheim an der Donau, existieren zahlreiche weniger bekannte Wallfahrtszentren mit Gnadenbildern, die von Gläubigen aus katholischen Territorien und dem einst gemischt-konfessionellen Gebiet verehrt wurden. Dies könnte erklären, warum Votivbilder in dieser Region möglicherweise nicht so zahlreich sind wie in Oberschwaben oder dem benachbarten bayerischen Schwaben. Zudem ging durch die katholische Aufklärung und Säkularisation um 1800 viel verloren. Johann Georg Glückher, ein „kunstberühmter Mahler“ aus Rottweil, schuf für die Dominikanerkirche eine Votiv-Taffel, die jedoch nicht erhalten blieb. Ähnliches gilt für die Werke von Joseph Anton Engesser, der sich um 1800 auf Votivtafeln spezialisierte, die in Kirchen und Kapellen an der oberen Donau gelangten, aber verloren gingen. Die Veröffentlichung bietet erstmals einen repräsentativen Eindruck der erhaltenen Votivbilder, ergänzt durch eine kurze Einführung zur Geschichte und Frömmigkeit der Region. Sie präsentiert ausgewählte Votivbilder, erläutert sie mit begleitendem Text und zeigt sie als Zeugnisse persönlicher Frömmigkeit, Dokumente zur Sozialgeschichte und in ihrer künstlerischen Wertigkeit.