Gefolgt von niemandem, dem du folgst

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Tweets sind die Aphorismen der Gegenwart. Jan Böhmermanns digitale Chronik der letzten Dekade zeigt, dass das Interessanteste oft nicht in Zeitungen steht. Sein Twitter-Tagebuch dokumentiert Ereignisse, Diskussionen und Erfahrungen und bietet eine radikal neue Art der Geschichtsschreibung: in Echtzeit und impulsiv. Als Böhmermann 2009 zu twittern begann, war die Welt noch anders. Der Kurznachrichtendienst war kaum bekannt, und eine parallele Öffentlichkeit entstand, in der Informationen schnell, ungefiltert und humorvoll verbreitet wurden. Der Zugang ist subjektiv; wichtig ist, was für den Einzelnen von Bedeutung ist – von Weltpolitik bis zu einem neuen Haarschnitt. In der Tradition großer Moralisten beobachtet Böhmermann sich selbst und die Welt. Er reflektiert über den Transport von Erdbeeren, streitet mit dem Bundesjustizminister, diskutiert mit Sido und flirtet mit Erika Steinbach. Mit 2,2 Millionen Followern wird er unbeabsichtigt zum Akteur in der neuen Welt, in der das Internet in die Realität sickert. Böhmermann lobt, streitet, provoziert und informiert. Seine sorgfältig zusammengestellten Tweets sind eine umfassende Kulturgeschichte des vergangenen Jahrzehnts und stellen unterhaltsam die Welt, in der wir leben, in Frage.