Emanzipation und Versöhnung
Aspekte des Sensualismus im Werk Heinrich Heines unter besonderer Berücksichtigung der »Reisebilder«
Heinrich Heine (1797-1856) gilt als radikaler Anwalt der sinnlichen Lebenslust und kämpft im Namen des „Sensualismus“ gegen die christliche Leibfeindlichkeit und die Entsagungsdoktrin der Restaurationsära. Sein Sensualismus zielt auf eine pantheistisch fundierte Versöhnung von Geist und Materie. Heine plädiert für ein ganzheitliches Lebenskonzept, das Emanzipation und Versöhnung vereint. In Hildebrands textnaher Studie wird dieses sensualistische Konzept systematisch als werkästhetische Konstante verfolgt und thematisch unter den Aspekten Religion, Politik, Ästhetik und Psychologie differenziert. Im ersten Teil belegt Hildebrand durch sorgfältige Interpretationen der „Reisebilder“ (wie „Briefe aus Berlin“ und „Harzreise“), dass der Sensualismus früh die zentrale Leitvorstellung des Dichters war. Zahlreiche Subtexte und historische Kontextualisierungen beleuchten die strukturelle Komplexität von Heines frühen Prosatexten. Der zweite Teil analysiert die sensualistischen Denk- und Argumentationsmuster Heines und zeigt die religiösen und politischen Konzepte, die aus dem Sensualismus resultieren, sowie die Leitlinien einer sensualistischen Ästhetik. Das abschließende Kapitel ordnet Heines „Romanzero“ und die letzte Gedichtsammlung von 1853 und 1854 aufgrund der erotischen Motive in das sensualistische Kontinuum seines Gesamtwerks ein.
