Herausforderungen und Modifikation des klassischen Theismus
Band 2: Inkarnation
Band 2: Inkarnation
Solange christliche Theologie in wissenschaftlicher Gestalt existiert, hat sie über die zentralen Themen des Glaubens in enger Verbindung zu philosophisch begründeten Konzepten des göttlichen Wesens und seiner Attribute nachgedacht. Das in den Jahren 2015 bis 2018 durchgeführte internationale Analytic Theology-Projekt unter dem Titel The Nature of God hat sich zum Ziel gesetzt, das Gottesbild des klassischen Theismus mit alternativen Denkformen philosophischer Theologie zu konfrontieren, die in der Gegenwart häufig auf der Grundlage analytischer Metaphysikkonzepte ausformuliert werden. Es liegt nahe, in diesen Diskurs diejenigen Themen christlicher Dogmatik einzubeziehen, in denen Prämissen der philosophischen Gotteslehre in unmittelbarster Weise relevant sind: die Reflexion über Gottes Dreieinigkeit und die Menschwerdung des Sohnes. Im vorliegenden ersten von zwei Teilbänden werden Beiträge einer an der Universität Augsburg im Jahr 2017 veranstalteten Tagung vorgelegt, die trinitätstheologische Modelle unterschiedlicher Epochen und Schulen auf ihre Konsequenzen für den Gottesbegriff befragen. Der Band möchte auf diesem Weg theologische und philosophische Zugänge zur Gotteslehre miteinander ins Gespräch bringen und den Dialog zwischen historisch und systematisch ausgerichteten Ansätzen, zwischen Konzepten analytischer Theologie und primär am kontinentalen Erbe anknüpfenden theologischen Methoden fördern.
Welches Glaubenszeugnis heute gefragt ist
Die Strahlkraft des christlichen Glaubenszeugnisses scheint hierzulande gebrochen. Nur noch selten springt der Funke über. Doch wie kann und muss das heute aussehen: den christlichen Glauben bezeugen? Welche Art von Zeugnis hat eine Chance, Beachtung zu finden in einem säkularen Umfeld? Und wie müssen Christen gegenüber einem selbstbewussten Islam auftreten? Zu dieser Überlebensfrage für das Christentum bringt der Band unterschiedliche Positionen miteinander ins Gespräch.
Ein Gespräch zwischen systemtischer Theologie und analytischer Philosophie
Der Traktat zu den Eigenschaften Gottes war für längere Zeit beinahe aus der Materialdogmatik verschwunden, galt er doch als ‚zu metaphysisch‘ und zu ‚abstrakt‘, weil zu weit entfernt von der biblischen Gottesrede. Mit diesem Verschwinden hatte sich die systematische Theologie aber auch eine Blindheit in Hinsicht auf ihre ‚ontologischen Verpflichtungen‘ in der Gotteslehre eingehandelt. Dabei konnte sie nicht mehr wahrnehmen, dass in der analytischen Religionsphilosophie seit einigen Dekaden bereits eine intensive Diskussion um die Eigenschaften Gottes – in ihrer einzelnen Bedeutung genauso wie hinsichtlich ihrer Kombinierbarkeit – geführt wird, die nichts weniger zum Gegenstand hat als die Frage, ob der monotheistische Gottesbegriff konsistent und verständlich ist. Der vorliegende Band dokumentiert eine erste, intensive Diskussion zwischen systematischen Theologen beider Konfessionen und analytischen Philosophen/innen unterschiedlicher Provenienz zur so genannten Eigenschaftslehre. Das Buch will dabei eine Brücke schlagen zwischen verschiedenen Arten des Denkens und zugleich in das Projekt einer ‚Analytischen Theologie‘ einführen. Auch wenn die Beiträge eher die Umrisse des Problems als die definitiven Lösungen skizzieren, liefern sie doch einen Anstoß dafür, das Thema der Eigenschaften Gottes auch theologisch mit Nachdruck auf die Agenda zu setzen.
Für jede theologische Disziplin ist es sinnvoll, in bestimmten Abständen den Stand der fachlichen Debatten zu bilanzieren, aktuelle Entwicklungen wahrzunehmen und auf zukünftige Diskussionen und Themen hinzuweisen, deren Bearbeitung bereits begonnen hat oder nahegelegt werden muss. Dies leistet der vorliegende Band für das Fach Dogmatik mit einem Dutzend Beiträgen, die der klassischen Traktateinteilung folgen und den gegenwärtigen Stand der Diskussion spiegeln. Jeder Beitrag resümiert die fachlichen Debatten der letzten Dekaden, würdigt wichtige Autoren, Werke und Themen und entwickelt aktuelle Perspektiven weiter. Ein feingliedriges Inhaltsverzeichnis, die Auswahl maßgeblicher und repräsentativer Literatur zu jedem Traktat sowie ein Namenregister unterstreichen den Handbuchcharakter dieses Werks.
Der Jesuitentheologe Francisco Suárez (1548-1617) gilt als entscheidende Vermittlungsgestalt philosophisch-theologischen Denkens auf der Schwelle zwischen Mittelalter und früher Neuzeit. In der jüngeren Forschung hat seine dogmatische Theologie im Vergleich zum Metaphysikentwurf eher geringe Beachtung gefunden. Diese Lücke versucht die vorliegende Studie für die Trinitätslehre des Suárez zu schließen, die in ausführlicher Fassung 1606 erstmals publiziert wurde. Nach einer historisch-systematischen Einleitung bietet die Arbeit einen analytischen Gang durch alle Bereiche des suárezischen Traktats, der in dichter Synthese die gesamte Trinitätsspekulation seit Beginn des Hochmittelalters widerspiegelt. Querbezüge zu theologischen Nachbartraktaten kommen ebenso ans Licht wie Diskussionen, die Suárez mit Zeitgenossen, etwa seinem Ordensbruder Gabriel Vázquez, geführt hat. Die Studie weist nach, daß Suárez einen selbständigen Weg zwischen den maßgeblichen Autoritäten Thomas von Aquin und Johannes Duns Scotus, aber auch unter Berücksichtigung nominalistischer Konzeptionen einschlägt. Seine Stellungnahme zu philosophischen Grundthemen (Transzendentalien, Distinktionen, Relationen, Personalität) bildet die Basis der theologischen Explikation, muß sich jedoch ihrerseits von den Ansprüchen der Glaubenslehre Zielmaß und Richtung vorgeben lassen. Die suárezische Trinitätslehre erweist sich so als historisch wie systematisch gleichermaßen interessantes Paradigma spekulativer Dogmatik in der letzten großen Epoche ihrer lebendigen scholastischen Entfaltung.
Hans Barion vor und nach 1945
Der Kanonist Hans Barion (1899-1973) war während des Nationalsozialismus und in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg eine umstrittene Figur im katholischen Deutschland. Diese Untersuchung beleuchtet Barions Verhältnis zum NS-Staat, indem sie bisher unveröffentlichte Quellen zu seiner Lehrtätigkeit in Braunsberg (1931-38), den Eklat um seine Berufung nach München (1937-39) und seine Zeit als Dekan in Bonn (1939-45) präsentiert. Besonders aufschlussreich sind die umfangreichen Gutachten, die Barion 1933 zum Reichskonkordat für staatliche Adressaten verfasste und die nun erstmals veröffentlicht werden. Im zweiten Teil wird Barions Biographie nach 1945 betrachtet, wobei der langwierige Streit um Entnazifizierung und Wiederanstellung in Bonn sowie seine freundschaftliche Beziehung zum Staatsrechtler Carl Schmitt thematisiert werden. Anhand zahlreicher Briefe wird deutlich, dass Barions Denken auch nach 1945 von einer prinzipiellen Abneigung gegen den „politischen Katholizismus“ geprägt war, die schließlich in einer scharfen Kritik am Zweiten Vatikanum mündete. Diese Studie verbindet neue Erkenntnisse zu einem wichtigen Kapitel kirchlicher Zeitgeschichte mit wertvollen Ergänzungen für die Carl Schmitt-Forschung und richtet sich an Theologen sowie Historiker.
Diese Studie bietet eine umfassende vergleichende Untersuchung der Themen Auferstehung und Himmelfahrt Christi in der scholastischen Theologie des 12. und 13. Jahrhunderts. Zunächst werden relevante systematische Texte aus dem gewählten Zeitraum erfasst und klassifiziert. Ein Anhang enthält Arbeitseditionen wichtiger, bislang nur in Handschriften vorhandener Quellen. Die Ergebnisse der literargeschichtlichen Analyse werden in den Kontext der früh- und hochscholastischen Christologie eingeordnet. Dabei wird herausgearbeitet, welche Aspekte der Diskussion über Christi Person und Werk die wachsende systematische Bedeutung des Auferstehungsthemas in dieser Epoche erklären und dessen Platz in den scholastischen Systementwürfen verständlich machen. Im dritten Schritt werden inhaltliche Schwerpunkte und Entwicklungslinien in der Lehre über Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn behandelt. Die Theologen des Mittelalters interpretieren die biblischen Osterberichte unter dem Anspruch wissenschaftlicher Rationalität, wobei sowohl der Rückgriff auf offenbarungstheologische Grundmotive als auch der Umgang mit patristischen Vorgaben und die kritische Rezeption naturphilosophischen Wissens deutlich werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Denken des hl. Thomas von Aquin, sodass die Studie auch als umfassender historischer Kommentar zum Auferstehungstraktat der „Summa theologiae“ gelesen werden kann.