Eine Salzburger Kulturinstitution im Nationalsozialismus Die aus dem 1841 gegründeten Dommusikverein und Mozarteum hervorgegangene Internationale Stiftung Mozarteum in Salzburg gilt seit 140 Jahren als führende Kulturinstitution weltweiter Mozartpflege. Auf der Grundlage erstmals ausgewerteter Quellen beleuchtet der Band die Aktivitäten der Stiftung Mozarteum unter ihrem Präsidenten Albert Reitter während der NS-Zeit. Die Stiftung profitierte von der NS-Kulturpolitik, die Mozart als Heroen des "arischen Deutschtums" umdeutete. Aufgrund der großen propagandistischen Bedeutung der Stiftung wurde die geplante Gesamtausgabe der Werke Mozarts sogar von der "Kanzlei des Führers" finanziert. Der Band stellt den Wahn der "Machbarkeit" überzogener Projektziele vor und analysiert die Hintergründe des überdurchschnittlich angepassten Verhaltens führender Akteure und Mitarbeiter der "Stiftung" während des NS Terrorregimes. Das Ende ist unrühmlich. Bei zunehmend schwindenden Ressourcen und im NS-spezifischen Konkurrenzkampf um die Vorherrschaft am "deutschen Mozart" wurde der Salzburger Komponist schließlich zum Vehikel einer willkürlichen Kulturpolitik instrumentalisiert. Beiträge zur nationalsozialistischen Vereinnahmung Mozarts Bilder und Dokumente aus Archiven Zweiter Band in Bearbeitung ( Konzertwesen, Auslandsbeziehungen, Nachkriegsentwicklung)
Alexander Pinwinkler Knihy






Die Gründergeneration der Universität Salzburg
Biographien, Netzwerke, Berufungspolitik, 1960-1975
Die „Gründergeneration“ der Universität SalzburgDie Universität Salzburg, ursprünglich 1622 gegründet und 1810 aufgelassen, wurde 1962 offiziell wiedererrichtet. Alexander Pinwinkler untersucht in dieser Studie die Biografien, Netzwerke und Karriereverläufe der „Gründergeneration" der Professorinnen und Professoren.Damit leistet er nicht nur einen Beitrag zur Universitätsgeschichte, sondern auch zur österreichischen Zeitgeschichte von den 1930er- bis zu den 1970er-Jahren. Das politisch-ideologische Profil der Universität Salzburg spiegelte sich wesentlich in den Berufungen von ProfessorInnen und in akademischen Ehrungen und Festakten wider. Warum wurden noch in den frühen 1960er-Jahren häufig katholisch-konservative und ehemals nationalsozialistische Wissenschaftler an die Universität Salzburg berufen bzw. von dieser geehrt? Inwiefern veränderten sich diese Praktiken infolge verstärkten politischen und gesellschaftlichen Wandels?
Zuviel der Ehre?
Interdisziplinäre Perspektiven auf akademische Ehrungen in Deutschland und Österreich
Im Dezember 2015 widerrief die Universität Salzburg die Ehrendoktorate, die sie 1983 Konrad Lorenz und Wolfgang Hefermehl ungeachtet ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit verliehen hatte. Der Sammelband nimmt die Kontroverse um den Nobelpreisträger Konrad Lorenz zum Anlass, die zeitgeschichtlichen, juristischen und hochschulpolitischen Grundlagen von akademischen Ehrungen zu untersuchen. Der komplexe Weg zur Ehrung und die biografische Selbstdarstellung der Geehrten geraten dabei ebenso in den Blick wie der weitere Umgang mit ihnen. Hierzu werden sowohl das deutsche und österreichische Ehrungsrecht vorgestellt als auch akademische Ehrungspraktiken exemplarisch analysiert. Der zeitliche Horizont der Beiträge reicht vom „Dritten Reich“ bis in die Gegenwart.
Mit dem langen Schatten, den der Nationalsozialismus noch immer wirft, setzt sich der vorliegende Band auseinander. Es geht um die Deutungshoheit des Erinnerns im öffentlichen Raum und um vergessene Opfer der NS-Herrschaft. Mehrere Beiträge widmen sich verschiedenen Facetten der Entnazifizierung, setzen sich mit der „Säuberungspolitik“ nach 1945 in Stadt und Land, im Journalismus und im Sport, auseinander. Der Umgang mit wissenschaftlichen Karrieren, die vor 1945 begonnen haben und auch danach weiterliefen, ist Gegenstand einer Biografie. Die Strategien der Verteidigung der ehemaligen NS-Machttragenden vor Gericht sind ebenso Thema wie die Erzählungen in den Familien. Wurde geraubtes Eigentum ausreichend restituiert? Der Weiterbestand nationalsozialistischen Namengutes und die Benennung von Straßen und Plätzen nach 1945 sind weitere Fragestellungen. Und die Frage, ob die Zweite Republik nun eine Erfolgs- oder eine Versagensgeschichte zwischen Wiederaufbau und mangelnder Aufarbeitung des nationalsozialistischen Grauens ist, ist aktueller denn je.
Historische Bevölkerungsforschungen
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Historische Demographie im Spannungsfeld zwischen Politik und Wissenschaft. Speziell in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen avancierte Bevölkerung zu einem viel diskutierten Schlüsselthema. Obwohl die Bevölkerungsforschung aufgrund ihres Einflusses auf die Politik des Dritten Reiches in Misskredit stand, verloren ihre völkischen Denktraditionen in der frühen Bundesrepublik nur allmählich an Bedeutung. Erst in den 1970er Jahren grenzten sich in der Bundesrepublik die Historische Demographie und in Österreich die Historische Familienforschung von einer auf Raum und Struktur abzielenden Bevölkerungsgeschichte ab. Damit wurde nicht nur die Abwendung vom Paradigma des Volks endgültig festgeschrieben, sondern auch ein Durchbruch zur Internationalisierung historischer Bevölkerungsforschungen erzielt. Alexander Pinwinkler analysiert Forschungen und Expertisen zur Bevölkerungs-, Raum- und Siedlungsgeschichte und stellt die Entwicklung der historischen Demographie im 20. Jahrhundert erstmals umfassend dar. Ausgezeichnet mit dem Jubiläumspreis des Böhlau Verlages 2014
Die vorliegende Biographie Wilhelm Winklers, des einflussreichsten österreichischen Statistikers im 20. Jahrhundert, ist wissenschafts- und sozialgeschichtlich angelegt. Der Autor konzentriert sich auf die Darstellung und ideologiekritische Analyse demographischer Diskurse anhand von Winklers Werk. Er untersucht in diesem Kontext auch die Entwicklung der akademischen und der amtlichen Statistik in Österreich. Winklers wissenschaftliche Tätigkeit, die einen Zeitraum von mehr als sechzig Jahren umfasste, spiegelt die wechselvolle Geschichte der Statistik und der Demographie in den deutschsprachigen Ländern wider. Als Vorläufer der Minderheitenstatistik, Ökonometrie und Demometrie im deutschsprachigen Raum vereinigte Winkler als Forscher, Universitätslehrer und Wissenschaftsorganisator in ungewöhnlicher Weise theoretische und angewandte Zugänge zur Statistik. Das bewegte Leben des „katholisch-nationalen“, im Prag des ausgehenden 19. Jahrhunderts sozialisierten Gelehrten Winkler bildet den Hintergrund für diese detaillierte wissenschaftsgeschichtliche Studie.