Bernd Schlüter Knihy





Fußballvereine gelten als Symbole der Zugehörigkeit und Rivalität. Was aber liegt der Zuordnung zu einer bestimmten Fangemeinschaft zu Grunde, wie wird ein Mensch zum Fan eines bestimmten Vereins? Diese Fragen werden hier anhand des Beispiels der Fans vom HSV und St. Pauli thematisiert. Für deutsche Verhältnisse ist die Rivalität zweier Profi-Clubs in einer Stadt ein seltenes Phänomen. Zudem hat die Fangemeinschaft des FC St. Pauli seit den 1980er Jahren in ihrer Außenwirkung eine besondere Stellung eingenommen. Deshalb bieten sich diese Vereine geradezu an, um die in der Fan-Soziologie meist nur am Rande dargestellten Themen der Herkunft der Fans und ihrer Sozialstruktur zu erforschen. Grundlage der Analyse ist die Frage nach der Sozialisation. Demnach nehmen Faktoren wie Erziehung und sozialstrukturelle Bedingungen Einfluss auf die Beziehung des Fans zum Fanobjekt. Ausgewertet wurden Selbstdarstellungen der Fans, proto-wissenschaftliche und journalistische Artikel sowie wissenschaftliche Texte. Als Resultat werden Thesen über Unterschiede auf den Dimensionen der Identitätsbildung, politischen Überzeugung, regionalen Herkunft, Einkommen und Bildungsniveau der Fangemeinschaften begründet.
Reichswissenschaft
Staatsrechtslehre, Staatstheorie und Wissenschaftspolitik im Deutschen Kaiserreich am Beispiel der Reichsuniversität Straßburg
Die juristische Fakultät der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg 1871-1918 bildet in ihrer Entstehung und Wirksamkeit einen Markstein deutscher Wissenschafts- und Rechtsgeschichte. Zugleich stand sie im Brennpunkt des politischen und wissenschaftlichen Interesses der Reichspolitik. Als größte und modernste Universität des neuen Deutschen Reiches im gerade annektierten Elsaß-Lothringen war sie von Anfang an eingebettet in das Spannungsfeld von deutschem und französischem Staatsbewußtsein, von protestantischem Kaisertum und französisch-katholischem Separatismus, von Wissenschaftsfreiheit und staatspolitischem Auftrag, von positivistischer Methodik, liberal-reformerischen Tendenzen und regierungstreuem Staatsverständnis. Persönlichkeiten wie Paul Laband und Otto Mayer legten hier innerhalb einer neuartigen staatswissenschaftlich-juristischen Fakultät das Fundament des modernen Staats- und Verwaltungsrechts und prägten so auch die Verfassung des Reiches und Elsaß-Lothringens. Durch die erstmalige Erschließung umfangreicher Quellen, wie etwa der Vorlesungsmanuskripte Paul Labands und der Regierungs- und Universitätsakten, werden hier bis heute fortwirkende Leistungen und Widersprüche einer Epoche sichtbar, die zu Unrecht ein Schattendasein in unserem historischen, wissenschaftstheoretischen und rechtsgeschichtlichen Bewußtsein führt.