Verlassenheitspanik und Trennungsangst
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Beim Messie-Syndrom handelt es Rainer Rehberger zufolge sich um eine tiefgreifende Zwangsstörung, die meist mit anderen Problemen einhergeht: z. B. Depressionen oder Beziehungsschwierigkeiten. Das Buch enthält konkrete Hinweise zur Bewältigung der Störung. Zwanghaftes Sammeln und Kaufen, Vermüllen der Wohnung, grundsätzliches Nicht-aufräumen-Können: Messies und ihr Lebensraum sind beliebte Vorabend-Fernsehsujets. »Aufräumhelfer« weisen dann den Weg zurück ins geordnete Leben. Wie wenig hilfreich und zielführend diese nachgereichte »Erziehung zur Ordnung« ist, wird im Erklärungsansatz von Rainer Rehberger, DEM Experten für Messie-Fragen, schnell klar: Es handelt sich um eine tiefgreifende Zwangsstörung, die meist mit anderen Problemen einhergeht: z. B. Depressionen oder Beziehungsschwierigkeiten. Die Chance zur Überwindung der Störung liegt – so der Messie-Experte – im Verstehen der seelischen Dimension. Das Buch - stellt die Ursachen der Störung allgemeinverständlich dar - ermöglicht Betroffenen die Einordnung ihrer Problematik - zeigt Ansätze zur Bewältigung auf, die jenseits von Aufräumhilfen funktionieren.
Wohnungen, die über und über mit nutzlosen Dingen angefüllt sind, Räume, die keinen begehbaren Lebensraum mehr für ihren Bewohner bieten: Mit diesen Bildern ist das Messie-Syndrom durch Fernsehberichte einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden. Und es handelt sich nicht um Einzelfälle; immer mehr Menschen haben Schwierigkeiten, sich von Unbrauchbarem zu trennen und eine rudimentäre Ordnung in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld aufrechtzuerhalten. Aus psychotherapeutischer Sicht gibt es bisher nur wenige plausible Erklärungen für das Phänomen der freiwillig-unfreiwilligen Vermüllung. Einen innovativen Ansatz bietet dieses Buch. Es zeigt, wie eng das Messie-Syndrom mit der Zwangsstörung verbunden ist: Die Kehrseite des zwanghaften »Müssens« ist das »Mach-ich- nicht«. Rehberger führt beides auf schwere Bindungsstörungen in der frühen Kindheit zurück. Zwanghaftes Unterlassen führt ins Chaos des Messie-Daseins. An zahlreichen Fallbeispielen zeigt der Autor die klinische Relevanz dieses Grundgedankens auf und weist therapeutische Wege aus der Desorganisation auf.
Auf der Basis jahrzehntelanger Praxisrfahrung, Erkenntnissen der Säuglingsforschung und der Bindungstheorie John Bowlbys behandelt der Autor einen bisher wenig beachteten Aspekt in schwierigen Therapieverläufen: Die konsequente Trauerabwehr bei Patientinnen und Patienten, bedingt durch sehr früh erworbene Muster der Affektregulation, läßt Therapien immer wieder stagnieren oder scheitern. Je dramatischer Erfahrungen der Hilflosigkeit und Ohnmacht in der frühen Kindheit waren, desto stärker ist die Neigung, Trauer zu unterdrücken. Schon Kleinkinder haben die Möglichkeit der Gefühlsabwehr, und oft steht das ganze Leben im Zeichen der Verleugnung von Trauer. Verfestigt sich diese Abwehr zu einer Grundhaltung, dann fühlen sich die Betroffenen »wieversteinert« oder »unlebendig«. Häufig kommt es auch zu Angstzuständen, Depressionen oder unklaren Schmerzen, klinischen Symptomen also, die den Patienten in die Therapie führen. Im Zentrum des Buches stehen die Praxisrfahrungen des Autors mit dem Phänomen der Trauerabwehr und den entsprechenden Störungen. In einem zentralen und mehreren flankierenden Behandlungsbeispielen wird gezeigt, wie Gefühlsblockaden bewußt gemacht, Trauerprozesse nachgeholt und Verlust- und Versagungserfahrungen besser ins Leben des Betroffenen integriert werden können. Bindungs- und Objektbeziehungstheorie liefern hierzu wertvolle Erklärungsansätze.