Die gespaltene Gesellschaft
Analysen, Perspektiven und die Aufgaben der Kirchen
Analysen, Perspektiven und die Aufgaben der Kirchen
Algorithmen nehmen zunehmend Einfluss auf unser Leben. Ein Konsens darüber, dass nicht das technisch Mögliche, sondern das gesellschaftlich Sinnvolle passiert, setzt einen konstruktiven Dialog voraus. Segen oder Fluch der Digitalisierung hängen wesentlich von vorgegebenen Werturteilen ab. Doch wer legt diese fest und wer setzt sie durch? Die Kirchen sind sowohl mit dem Potenzial neuer Kommunikationsmittel als auch mit dem Traum humanoider künstlicher Intelligenz konfrontiert. Welche kritische Bedeutung fällt in einem technokratischen Welt- und Menschenbild der theologisch-ethischen Reflexion des biblischen Gottesbildes zu? Eine kontroverse Debatte über die aktuellen Entwicklungen der Digitalisierung, die damit verbundenen Hoffnungen, Erwartungen und Befürchtungen.
Klimawandel, Schöpfungsverantwortung, Postwachstumsökonomie und soziale Gerechtigkeit durch nachhaltiges, ökologisch bedachtes Handeln: Dies sind wissenschaftlich, gesellschaftlich und kirchlich viel diskutierte Stichworte, nicht zuletzt durch die engagierte Umweltenzyklika von Papst Franziskus (Laudato si’). Angesichts zunehmender umweltethischer Ansprüche und Maßnahmen – jüngsten politischen Infragestellungen ökologischer Fakten und Prognosen zum Trotz – spüren die Beiträge nicht nur im kirchlich-religiösen Kontext „Gärten in der Wüste“ auf. Aus unterschiedlichen weltanschaulichen, fachwissenschaftlichen und theologischen Perspektiven wird das ambitionierte Anliegen einer „ökologischen Umkehr“ aufgegriffen, reflektiert und dokumentiert.
Die Beiträge beschäftigen sich nicht bloß mit der Proklamierung der Reformation durch Martin Luther als einem historischen Ereignis, sondern behandeln die damaligen reformatorischen Entwicklungsprozesse als Anstoß für die Gegenwart. „Es muss sich etwas ändern“ beschreibt nicht nur den Zeitgeist des 15./16. Jahrhunderts, sondern trifft ebenso die gegenwärtigen Forderungen nach Veränderung und Reform in gesellschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Kontexten. Im differenzierenden Blick auf das Erinnern, Gedenken und Feiern des Jahres 2017 intendieren die Beiträge eine Selbstvergewisserung und den Anstoß zur Weiterentwicklung der evangelisch-katholischen Ökumene-Bemühungen.
Der Mensch zwischen Resignation und Aufbegehren
Leid zu erfahren, Lied zu ertragen, eigenes oder fremdes Leid zu bewältigen oder daran zu zerbrechen, zählt zu den existienziellsten Erlebnissen des Menschen. Zugleich stellt dies für Religion und Philosophie eine echte Herausforderung dar. Die Frage Warum Leid? lässt sich kaum allein mit einem intellektuellen Diskurs beantworten. Zwischen Resignation und Aufbegehren gilt es, aus religiöser Perspektive auch den Horizont der Hoffnung offen zuhalten, selbst wenn damit das geheimnisvolle Dunkel des „Warum“ konkreten Leidens nie zur Gänze ausgeleuchetet wird. Nicht nur bei schuldlosem Leid erhebt sich die Frage nach der Existenz Gottes, nach seiner Gerechtigkeit, Güte und Allmacht. Wie kann er all das Schreckliche in der Welt zulassen? Die Suche nach Antworten auf das Theodozee-Problem ist dabei stets durch eine Haltung der Solidarität mit den Opfern zu ergänzen. Die 17. Ökumenische Sommerakademie Kremsmünster 2015 stellte sich in einem interdisziplinären und pastoralen Dialog historischen und aktuellen Leiderfahrungen.
Die Verantwortung der Religionen für Krieg und Frieden – 16. Ökumenische Sommerakademie Kremsmünster 2014
Der Islamische Staat in Syrien und im Irak, die Massaker von Boko Haram in Nigeria – immer neue religiös motivierte Terrorakte rufen weltweite Betroffenheit hervor, auch unter gläubigen Menschen. Weder Bibel noch Koran rechtfertigen einfach jegliche Gewalttat oder Krieg im Namen Gottes, wenn man sich mit Sprache und Sinn dieser Texte kritisch auseinandersetzt. Der Tagungsband der 16. Ökumenischen Sommerakademie Kremsmünster 2014 dokumentiert Vorträge mit unterschiedlichem konfessionellen, religiösen und weltanschaulichen Hintergrund. Sie alle beschäftigen sich mit der Thematik religiös motivierter Gewalt aus der Perspektive der Philosophie, der Praktischen Theologie und Religionspädagogik, der Religions-, Bibel- und Islamwissenschaft. Zu Wort kommen auch Repräsentanten der Friedensarbeit im Militär, in christlichen Vereinigungen und in der kirchlichen Pastoral.
Hoffnung gehört zu den Grundbegriffen menschlicher Existenz, sie eröffnet Zukunft und überwindet Grenzen des Gegenwärtigen. Die Festschrift für Bischof Ludwig Schwarz aus Anlass seines 75. Geburtstages beschreibt Perspektiven der Hoffnung aus den verschiedenen philosophischen und theologischen Disziplinen und unterschiedlicher kirchlicher und gesellschaftlicher Erfahrungsfelder. Die Professorinnen und Professoren der Linzer Katholisch-Theologischen Privatuniversität bewegt die Frage, wie Aspekte der Hoffnung ermutigen und Impulse zu hoffnungsgeprägtem Leben freiSetzen.
Der aktuelle politische und philosophische Diskurs bewegt sich zunehmend zwischen den Polen eines individualistischen Egoismus und den verschiedenen Aspekten gesellschaftlicher Solidarität. Inwieweit egozentrische Tendenzen das Zusammenleben maßgeblich bestimmen oder ob nicht Formen der Solidarität das eigentlich evolutive Erfolgsmodell menschlicher Gemeinschaft darstellen, gehört mit zu den Grundfragen unserer Zeit. Individuelle Verantwortung und autonome Selbstbestimmung kennzeichnen schließlich nicht nur die persönliche Lebensgestaltung, sondern prägen ebenso die wirtschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Bereiche der Gesellschaft. Der überfordernde Zwang zur permanenten Selbst-Inszenierung und zur Verwirklichung des eigenen Ichs eröffnet aber zugleich einen neuen Zugang zur Rückfrage nach der Notwendigkeit alternativer Gestaltungen von Vergemeinschaftung, die Verlässlichkeit schenken und speziell der Dimension der Gerechtigkeit Rechnung tragen. Angesichts der anstehenden sozialen Probleme und veranlasst durch das Jubiläum von 10 Jahren «Sozialwort» des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich stellte sich die 15. Ökumenische Sommerakademie Kremsmünster 2013 provokant die biblische Nachfrage «Wer ist mein Nächster?» und erkundete so «das Soziale in der Ego-Gesellschaft».
Tabu Lebensende- 14. Ökumenische Sommerakademie Kremsmünster 2012
Europaweit bestehen verschiedene Praktiken, aber auch Debatten über die Legalisierung möglicher Formen «aktiver» Sterbehilfe. Umso bedeutsamer ist es, dass Christen auf Grund ihres schöpfungsmäßigen Menschenbildes und eines umfassenden Lebensschutzes für eine menschenwürdige Sterbebegleitung eintreten, die sich an den Grundsätzen der Leidminderung, Zuwendung und Fürsorge orientiert und jede Form auch «nur» einer Unterstützung der Selbsttötung ablehnt. Ein Problem stellt dabei die gesellschaftliche Tabuisierung des Lebensendes und Todes dar. So intensiv Grenzfragen der Medizinethik medial diskutiert werden, so sehr wird das konkret erfahrbare Lebensende aus der Öffentlichkeit verdrängt. Daher stellte sich die 14. Ökumenische Sommerakademie 2012 in Kremsmünster der Gesamtthematik menschlicher Endlichkeit im Horizont der Hoffnung auf ewiges Leben. In dem Tagungsband werden die kontroversen Vorträge dokumentiert, mit denen sich die ReferentInnen vor unterschiedlichem konfessionellen oder weltanschaulichen Hintergrund als Vertreter von Medizin, Soziologie, Rechtsphilosophie und Strafrecht dem Dialog mit RepräsentantInnen von philosophischer Ethik, Moraltheologie, Systematischer Theologie und kirchlicher Pastoral stellten.
Der Umgang mit dem, was wir als «fremd» empfinden, und der Umgang mit «den Fremden» gehören zu den Grundfragen des Einzelnen und der menschlichen Gesellschaft. Deshalb befasste sich die 13. Ökumenische Sommerakademie Kremsmünster 2011 unter dem Titel Auch Gott ist ein Fremder. Fremdsein – Toleranz – Solidarität mit den damit verbundenen Fragestellungen. Die Heftigkeit der tagespolitischen Diskussionen über Migration und Integration in Europa belegt die anhaltende Brisanz der Thematik. Dabei gilt es jedoch, über den vordergründig aktuell-pragmatischen Diskurs hinaus zu den tiefer liegenden Denkstrukturen und Vor-Urteilen vorzudringen und den spezifisch religiösen Beitrag in diese Auseinandersetzungen einzubringen. Die biblische Erinnerung: «Ihr wisst doch, wie es einem Fremden zumute ist; denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen» (Ex 23,9) ist eine über die jüdisch-christliche Kultur hinaus ins Menschheitsgedächtnis eingetragene Mahnung zu mehr Toleranz, Solidarität und sozialer Gerechtigkeit. Die permanente «Fremdheit» Gottes mit seinen Ansprüchen und Geboten ist zudem speziell in einem postsäkularen Umfeld selbst Teil des Diskurses. Das Befremdliche an Gott, der sich mit den Bedürftigen identifiziert, sowie die selbstkritische Reflexion von Eigenem und Fremdem im menschlichen Selbstverständnis und einer damit verbundenen Weltsicht fordern zu einem verständnisoffenen Dialog heraus, weil darin letztlich die Basis für ein gelingendes, respektvolles Miteinander unterschiedlichster Menschen liegt. Dieser Tagungsband dokumentiert die Vorträge und Statements der Referentinnen und Referenten aus literarischer, soziologischer und religionsphilosophischer, bibel- und islamwissenschaftlicher, sozialethischer, theologisch-systematischer sowie kirchlich-pastoraler Perspektive, geprägt vom jeweiligen konfessionellen, religiösen und weltanschaulichen Standpunkt.