Pfarrer mußten sich nach dem Krieg in eine völlig neue Rolle finden. Von der SED diffamiert und mit einer massiven Entkirchlichung der Gesellschaft konfrontiert, fungierten sie oft als Vermittler zwischen einzelnen Bürgern und dem Staat. Sie ver-mieden einerseits jede Parteinahme und jedes Engagement in Bezug auf dessen Angelegenheiten und suchten andererseits die Kirche als letzten Ort freier Meinungsäußerung zu erhalten. Wie gelang es den Pfarrern in der Ulbricht-Zeit, ihre berufliche Autonomie gegenüber dem Regime zu wahren und zu gestalten? Der Autor betrachtet dabei nicht so sehr einzelne Exponenten, die in offenen Widerstand traten, sondern die Berufsgruppe: ihr Selbstverständnis, ihre Berufspraxis und Lebensplanung, den amtsinternen Meinungsbildungsprozeß, die Integration und Disziplinierung. Christian Halbrocks auf breite Quellenkenntnis gestützte Untersuchung der evangelischen Pfarrer in der DDR erfolgt vor dem Hintergrund und im Vergleich der ganz anderen Entwicklung der katholischen Priesterschaft in Polen, in der Tschechoslowakei und in Ungarn.
Christian Halbrock Knihy





Mielkes Revier
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Stadtraum und Alltag rund um die MfS-Zentrale in Berlin-Lichtenberg
Tatort Stasi-Zentrale
Wer hat wo was entschieden?
Vier Jahrzehnte – von 1950 bis 1990 – befand sich die Zentrale der DDR-Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg. Von hier aus koordinierte die Ministeriumsspitze die Arbeit in den Bezirksverwaltungen, Objekt- und Kreisdienststellen der gesamten DDR und betrieb Auslandsspionage gegen den Westen. Die in Lichtenberg erlassenen Befehle, Anordnungen und Richtlinien waren die Grundlage für das Vorgehen gegen Regimekritiker und Andersdenkende. Der vorliegende Band erläutert an zahlreichen Originaldokumenten, Fotos und Plänen die Funktion der einzelnen Bauten auf dem Gelände der MfS-Zentrale. Diese beherbergten nicht nur die Büros der hauptamtlichen Mitarbeiter, sondern auch die zentralen Karteien und Archivablagen, die Einrichtungen für die Funk- und Kommunikationsnetze sowie die Post- und Telefonüberwachung. Auch die Gesundheits-, Dienstleistungs- und Sporteinrichtungen für die Mitarbeiter und nicht zuletzt eine Untersuchungshaftanstalt des MfS waren hier angesiedelt. In gesondert markierten Abschnitten wird zudem das leitende Personal an der Spitze der Stasi vorgestellt. So entsteht ein anschauliches Bild der Geschichte des Geländes, des Auf- und Ausbaus der Zentrale und der umfassenden Kontrolle, die der zentrale Apparat der Staatssicherheit jahrzehntelange ausübte. Die Darstellung lässt sich damit sowohl als Führer über das Gelände in Lichtenberg lesen wie auch als eine illustrierte Einführung in die Geschichte des Ministeriums für Staatssicherheit überhaupt.
An der Ostsee wurde in der DDR nicht nur Urlaub gemacht, sondern auch bedeutende Industrien wie Werften und Häfen betrieben. Ein Atomkraftwerk am Greifswalder Bodden lieferte zehn Prozent des Stroms im Land und war Teil der Prestigeprojekte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die Führung in Ost-Berlin strebte an, die Hansestädte Wismar, Rostock und Greifswald in sozialistische Vorzeigestädte zu verwandeln, was oft auf Kosten der alten Bausubstanz geschah. Doch wie überall in der DDR gab es Widerstand gegen die SED-Politik. Einzelne Bürger verteilten Flugblätter, schrieben systemkritische Parolen an Wände oder zerstörten Agitationstafeln. Einige suchten Gleichgesinnte, um aktiv gegen die Partei vorzugehen. Diese Auflehnung war jedoch eine Minderheit, während viele sich mit den Verhältnissen arrangierten. Das Buch beleuchtet die Motive und Handlungen derjenigen, die trotz der Risiken Widerstand leisteten, sowie die Reaktionen ihrer Mitmenschen. Christian Halbrock untersucht exemplarisch die Verweigerung, den Widerstand und die Opposition im Norden der DDR zwischen 1950 und 1989, wobei er die Überlieferung des Ministeriums für Staatssicherheit systematisch analysiert und kritisch auswertet.
Stasi-Stadt - die MfS-Zentrale in Berlin-Lichtenberg
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Die Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Berlin-Lichtenberg war bis 1989 ein geheimnisumwitterter Ort. Wer die Frankfurter Allee stadtauswärts fuhr, passierte noch vor der Lichtenberger Brücke den knapp zwei Quadratkilometer großen Ministerialkomplex, der den Willen der SED zur Durchsetzung ihres Herrschaftsanspruches symbolisierte. Mit dem ab 1950 forcierten Ausbau der Stasi-Zentrale entstand eine hermetisch abgeriegelte und misstrauisch bewachte Sperrzone mitten in einem vor dem gewöhnlichen Wohngebiet - eine Stadt innerhalb der Stadt, in der bis zu 7000 MfS-Mitarbeiter tätig waren. Christian Halbrocks historischer Rundgang führt nicht nur mit detaillierten Informationen und zahlreichen Abbildungen durch das übermächtige Bauensemble rund um die Normannenstraße, sondern zeigt auch, wie sich das Stadtviertel und das Leben in den angrenzenden Straßenzügen zwischen 1950 bis 1989 veränderten und welche "Anwohneraktivitäten" vor allem das Misstrauen des Staatssicherheitsdienstes hervorriefen