Hannah Lotte Lund Knihy






Die Berliner "jüdischen Salons" um 1800 werden als dynamisches und empfindliches Kommunikationsnetz präsentiert. Anhand neuer Quellen wird die Geselligkeitskultur des Jahres 1794/95 beleuchtet, in der unterschiedliche Orte zu Salons wurden und Gäste sowie Gastgeberinnen neu entdeckt werden. Durch detaillierte Rekonstruktionen jahrzehntelanger Korrespondenzen wird untersucht, wie sich die Wahrnehmung jüdischer Gastgeberinnen wandelte und welche Wechselwirkungen zwischen den Salons und den zeitgenössischen Emanzipationsdiskursen bestanden.
Heinrich von Kleists Werke wurden und werden weltweit auf den Theaterbühnen gespielt. Doch was bleibt, wenn der letzte Vorhang gefallen ist? Und was erzählt das, was übrig bleibt? Das Kleist-Museum, Frankfurt (Oder), bewahrt die 'Reste' vieler Inszenierungen, zum Beispiel Bühnenmodelle, Figurinen, Kostüme, Requisiten, Strichfassungen, Plakate, Programmhefte, Kritiken, Szenenfotos. Aber auch immaterielle Hinterlassenschaften wie Erinnerungen von Beteiligten gehören dazu. Theatergeschichten aus 200 Jahren verbergen sich in den Tiefen des Archivs. Der Band versammelt Perspektiven von Theaterschaffenden und Wissenschaftlerinnen auf einzelne Objekte der Theatersammlung des Kleist-Museums. Außerdem enthält er Interviews mit den international arbeitenden Regisseuren Holk Freytag, Matthias Langhoff, Armin Petras und Claus Peymann sowie dem Bühnenbildner Martin Fischer.
Heillose Menschen?
Bild-Text-Gedanken über Kleist und Religion
Heinrich von Kleists Erzählungen, Briefe, Dramen und Schriften sind reich an religiösen Motiven, Bibelanspielungen sowie kirchenkritischen und moraltheologischen Überlegungen, die den Zusammenhang zwischen göttlicher Gerechtigkeit und menschlicher Heillosigkeit thematisieren. Neben der Bearbeitung religiöser Texte und Motive entfalten sich Figurenwelten des Glaubens und Aberglaubens, die von Mythologie bis zur aufklärerischen Religionskritik reichen. Kleist beschreibt die Suche nach dem verlorenen Paradies: „Doch das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen, und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist.“ Um dieses Forschungsfeld zu erkunden, lud das Kleist-Museum im Juni 2017 Vertreter verschiedener Disziplinen zu einer interdisziplinären Diskussion ein. Die internationale Konferenz „Heillose Menschen? Religiöse Implikationen in den Werken Heinrich von Kleists“ behandelte Themen von Kleists Interpretation des Bösen bis zur Darstellung himmlischer Boten und der literarischen Weiterentwicklung biblischer Sprache. Der Dialog eröffnete neue Diskussionsfelder, insbesondere in Konstellationen, in denen Kleists Texte mit anderen religiösen Implikationen in Beziehung gesetzt wurden. Beiträge umfassten unter anderem Analysen zu Schwur-Szenen, diabolischen Motiven und der Begegnung zwischen Kleist und Max Liebermann.
Sowohl in der populären Wahrnehmung als auch in der Forschung wird Henriette Herz vor allem als »Berliner Salonière« und »Schöne Jüdin« wahrgenommen. Die Beiträge dieses Bandes eröffnen neue und differenzierte Perspektiven auf ihr Leben und Werk. Anliegen des Bandes ist, die Kommunikations-, Wissens- und Handlungsräume, in denen sich Henriette Herz bewegte und die sie zugleich selbst schuf bzw. mit prägte, unter interdisziplinären Fragestellungen zu untersuchen. Das Bild von Henriette Herz als Symbolfigur der Berliner Kultur- und Geistesgeschichte wird so um wesentliche Aspekte erweitert und es werden weitere wichtige Zugänge zur sonst gut erforschten Literaturgeschichte um 1800 und zu deren Rezeption eröffnet. Not only in research but also in the common mind, Henriette Herz is perceived above all as a „Berlin salonière“ and a „beautiful Jew“. The entries within this volume open up new and distinctive perspectives on her life and work. By asking interdisciplinary questions, this volume investigates the dimensions of communication, knowledge and action within which Henriette Herz moved, and which she herself created or shaped. The image of Henriette Herz as a symbolic figure of Berlin’s cultural and intellectual history is thus broadened by key aspects, whilst further significant insights into an otherwise well-researched literary history ca. 1800 and its reception are revealed.
Salon - hinter diesem schillernden, vieige-nutzten Begriff verbergen sich ausgangs des 18. Jahrhunderts Institutionen, die das gesellige Leben in verschiedenen europäischen Städten mit prägten, vor allem aber die Versuche kluger Frauen, sich an den Debatten - und manchmal der Politik - ihrer Zeit zu beteiligen, ohne ihr Haus und die vorgegebene Rolle der Hausfrau verlassen zu müssen. In Paris, London und Berlin öffneten Frauen ihre Salons/Wohnzimmer/ Dachstuben für die Vertreter der literarischen und politischen Öffentlichkeit, gleichsam die Intelligenz der Zeit, und konnten so den intellektuellen und künstlerischen Diskurs der Zeit nicht unwesentlich beeinflussen. Das Buch, das Sie in der Hand halten, beschäftigt sich mit einem gesellschaftlichen Experiment, das im 18. Jahrhundert mit Erfolg unternommen wurde und die damals geltenden Grenzen zwischen Frau und Mann, Adel und Bürgertum, Autor und Publikum infrage stellte. Von welchen Erfolgen diese Bemühungen gekrönt waren, wie sich dieser bescheidene Schritt in eine seibstgeschaffene Öffentlichkeit auf die Situation der betreffenden Frauen auswirkte und welche Bedeutung er für den langen Weg zu gleichen und gerechten Geschlechterverhältnissen hat, beschreibt die Autorin in mehreren Salonbesuchen.