Vieles der altägyptischen Religion ist aus Quellen bekannt, von denen nur Textzeugen aus der Zeit zwischen etwa 500 und 300 n. Chr. erhalten geblieben sind, darunter zahlreiche demotische Papyri. In den letzten Jahrzehnten wurde dieser Schatz zunehmend gehoben. Neben einem Überblick über dieses spannende Forschungsfeld führt der Band somit in wichtige Gebiete der altägyptischen Religion allgemein ein. Die demotischen Texte lassen sich nämlich nur durch ihren weiteren Kontext verstehen, der für Studierende der Ägyptologie, aber auch Kollegen und Kolleginnen der Nachbardisziplinen, wie Altorientalistik, Bibelwissenschaften und Klassische Altertumswissenschaften, aufbereitet wird.
Martin Andreas Stadler Knihy





Weiser und Wesir
Studien zu Vorkommen, Rolle und Wesen des Gottes Thot im ägyptischen Totenbuch
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In der Ägyptologie sind Göttermonographien ein wichtiges Genre, in dem wesentliche Erkenntnisse zu einzelnen Gottheiten zusammengefaßt werden. Doch sind Göttermonographien auch ein recht heikles Feld, da gerade für die bedeutenderen Gottheiten solche Studien in einem Katalog zu ersticken drohen, der die Quellen additiv nebeneinander stellt. Eingrenzungen sind daher nötig, die konventionell nach Epochen vorgenommen werden. Dies ist ein durchaus problematisches Vorgehen, da so Entwicklungslinien abgeschnitten werden. Ein prominenter altägyptischer Gott wie Thot, der gern vereinfachend als Schreiber- und Weisheitsgott charakterisiert wird, ist deshalb in jüngerer Zeit nicht mehr umfassend untersucht worden. Martin A. Stadler zeichnet ein differenzierteres Bild von Thots vielfältigerem Wesen und schlägt dazu einen neuen methodischen Weg ein. Gegenüber den konventionellen ägyptologischen Göttermonographien möchte er nicht nur eine der wichtigsten Gottheiten Ägyptens untersuchen, sondern auch mit einem totenbuchexegetischen Ansatz zahlreiche Sprüche eines zentralen ägyptischen religiösen Textcorpus als kohärente Kompositionen erklären, worauf in der Ägyptologie allzu häufig unter Verweis auf die andersgeartete Logik im ägyptischen religiösen Denken verzichtet worden ist. Die spezifische Stellung des Totenbuchs innerhalb des religiösen Schrifttums Ägyptens ermöglicht darüber hinaus, das Wesen Thots nicht nur auf einen Ausschnitt beschränkt, sondern über die gesamte altägyptische Religionsgeschichte hinweg zu untersuchen.
Am 19. Oktober 63 n. Chr. schrieb Menkara für seinen verstorbenen Vater Pa-Month einen Papyrus, der ihn in das Jenseits begleiten sollte und heute in der Bibliothèque nationale de France in Paris unter der Nummer 149 aufbewahrt wird. Dieser Papyrus, aus dessen Kolophon die genaue Datierung hervorgeht, ist aus mehreren Gründen ein bemerkenswerter Textzeuge: Er verbindet einen Auszug aus dem Buch vom Durchwandeln der Ewigkeit mit dem 125. Kapitel des Totenbuches. Beide Quellen sind als wichtige ägyptische Totentexte in zahlreichen hieroglyphischen und hieratischen Handschriften überliefert, doch unterscheidet sich der Papyrus des Pa-Month dadurch, dass er diese Texte aus dem Mittelägyptischen in die jüngere ägyptische Sprachstufe des Demotischen übersetzt. Daraus ergeben sich nicht nur wesentliche Einsichten in die ägyptische Sprachentwicklung, sondern auch Erkenntnisse darüber, was ein Ägypter des 1. Jahrhunderts n. Chr. noch von der älteren religiösen Literatur verstanden hatte. Diese Neuedition des Papyrus transliteriert, übersetzt und kommentiert ausführlich den Text und vergleicht ihn mit seinen Vorlagen. Sie bietet ferner erstmals eine Phototafel des Papyrus in hoher Qualität.
In diesem Band mit zahlreichen Abbildungen werden Zeugnisse ägyptischer Totenreligion im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg behandelt.
Mumienmasken sind ein zentrales Element der altägyptischen Kultur, doch ihre Erforschung bleibt oft unzureichend, da die Materialfülle überwältigend ist. Trotz bekannter Exemplare, wie den goldenen Masken von Tutanchamun, sind Fragen zur Datierung und Provenienz häufig unbeantwortet. Der vorliegende Band beleuchtet diese Aspekte anhand von zwölf unpublizierten ägyptischen Mumienmasken, die im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg aufbewahrt werden. Diese Masken, gespendet von Friedrich Gütte, weisen keine einheitliche stilistische oder chronologische Gruppe auf und sind in unterschiedlichem Erhaltungszustand. Eine kunsthistorische Analyse ist notwendig, um ihre Datierung und Herkunft zu klären und sie der Öffentlichkeit in Farbabbildungen vorzustellen. Während eine grobe zeitliche Einordnung in die ptolemäische bis frühkaiserzeitliche Epoche möglich ist, wird hier versucht, diese genauer zu bestimmen. Zudem wird das reichhaltige Bildprogramm der Masken in den Kontext der ägyptischen Totenreligion eingeordnet. Die Ikonographie wird systematisch erläutert und in einen umfassenden Zusammenhang gestellt, was einen Beitrag zum Verständnis der religiösen Bedeutung der Masken und deren Beziehung zur hellenistischen Kultur leistet. Der Band richtet sich sowohl an Fachleute als auch an interessierte Laien.