Von der Krippe bis zum Kreuz hat Jesus von Nazaret Anstoss erregt. An seiner Person und an seiner Botschaft scheiden sich bis heute die Geister von Christen, Sympathisanten und Religionskritikern, weil er schon damals so ganz und gar nicht in die Koordinaten der Vorstellungen und Bedürfnisse der Menschen zu passen schien. Warum vermag Jesus auch heute noch aufzurütteln, zu verstören, zu verärgern, zu bewegen? Worin liegt das Anstössige, das Ärgernis, die Zumutung der Botschaft Jesu? Diesen Fragen gehen Franz Annen, Gottfried Bachl, Klaus Berger, Volker Eid, Michael Felder, Volker Garske, Ulrich Knellwolf und Joachim Kügler in ihren Beiträgen nach.
Die Vorstellung vom stellvertretenden Opfertod Christi bereitet vielen Menschen zunehmend Schwierigkeiten. Immer wieder wird vorgebracht, sie stelle eine kaum überwindbare Verstehensbarriere dar, werde zur theologischen Legitimation von Leiderfahrung und Unterdrückung missbraucht und begünstige Destruktion und Gewalt. Einem gänzlichen Verzicht auf die Rede vom Sühnopfer Christi scheint jedoch nicht allein der biblische Befund entgegenzustehen. Es scheint zudem fraglich, ob Kriterien wie Unzumutbarkeit und Fremdheit genügen, um überlieferte theologische Vorstellungen wie die des Sühnopfertodes Christi auszuhebeln. Die Autoren und Autorinnen dieses Bandes hinterfragen in ökumenischer Aufgeschlossenheit und aus verschiedenen Blickwinkeln Aspekte christlicher Sühnopfertheologie und bringen sie mit der heutigen Lebenswelt ins Gespräch. Mit Beiträgen von Pierre Bühler, Christof Gestrich, Bernd Jochen Hilberath, Franz Mali, Jacob Nordhofen, Otto Hermann Pesch, Adrian Schenker, Thomas Schlag und Gunda Schneider-Flume.
Unter dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse vom 11. September 2001 ist das Interesse „am Bösen“ wiedererwacht. Dabei fällt auf, dass die in Politik und Gesellschaft erfolgten Deutungen des Bösen geprägt sind durch Unterscheidungen zwischen „gut“ und „böse“, die zunehmend auch auf religiöse Kategorien wie Licht - Finsternis, gerecht - sündig, Tod - Leben zurückgreifen. Dies provoziert die Frage nach der Trennschärfe von „gut“ und „böse“: Wo genau verläuft die Grenze zwischen „gut“ und „böse“ und wer zieht diese Grenze? Ist „das Böse“ eine unabhängige Grösse oder tritt es vielmehr in Vermischung mit „dem Guten“ auf? Und was bedeutet die Grenzziehung zwischen „gut“ und böse“ im Blick auf Genderkonfigurationen? In ökumenischer Aufgeschlossenheit und aus verschiedenen theologischen Blickwinkeln erkunden die Autoren und Autorinnen dieses Bandes „das Böse“ unter dem Gesichtspunkt von Grenzziehungen.
In einem christlich-jüdischen Dialog, der diesen Namen verdient, gilt es, über christologische Themen hinaus zu untersuchen, wie tragende Begriffe Israels im christlichen Glauben aufgenommen, umgeformt und möglicherweise verfälscht worden sind. Mit dem Gesetzesbegriff wird mithin eine der dornigsten Stellen im christlich-jüdischen Dialog berührt: Der pejorative Grundton in der Rede vom Gesetz hat bis in die gegenwärtige Theologie hinein ihren Nachklang und schwingt auch dort noch mit, wo sich Theologen und Theologinnen dezidiert einer anderen Optik wie der feministischen oder der befreiungstheologischen verschrieben haben. Da dieser Gesetzesbegriff dem Christentum hauptsächlich durch den Römerbrief des Apostels Paulus vermittelt ist, erscheint es angezeigt, den christlichen Umgang damit anhand von Römerbriefkommentaren zu studieren. Ausgehend von der systematisch-theologischen Leitfrage, den in der christlichen Theologie zentralen und die theologische Diskussion der Rechtfertigung tragenden Begriff des „Gesetzes“ auf antijüdische Implikationen zu überprüfen, wird zuerst der Römerbriefkommentar Luthers und von dort her jener Abaelards unter den vier Gesichtspunkten „Gesetz“, „Gesetz und Evangelium“, „Gesetzeswerke“, „Glaube und Werk“ analysiert. Den Dialog im Dialog bildet dann die Gegenüberstellung von Luthers und Abaelards Gesetzesverständnis: Eingefasst in die Perspektive des christlich-jüdischen Gesprächs wird ein innerchristliches Gespräch um die Verhältnisbestimmung von Gesetz und Evangelium und von daher ausgeweitet auf das ganze Problem der Rechtfertigung geführt. Dabei zeigen sich trotz all der durchgängig bestehenden Spannungen und Differenzen überraschend viele Berührungspunkte zwischen Abaelard und Luther. Im Blick auf das christlich-jüdische Gespräch ist beiden gemeinsam, dass sie bereitwillig die entsprechenden Stereotypen, welche die negative Auslegung des Gesetzes bestimmen, übernehmen, um auf dieser Negativfolie ihren theologischen Neuansatz zu entfalten. Im kritischen Rückblick auf Luther und Abaelard und über den historischen Befund hinaus zeigt die Autorin in Bezug auf den gegenwärtigen christlich-jüdischen und katholisch-lutherischen Dialog Perspektiven einer systematisch-theologischen Neuorientierung bezüglich der Gesetzesthematik.
Zu den Wechselbeziehungen von Religion und Politik
Bekenntnisse zu moralischen oder religiösen Werten nehmen ebenso zu wie religiös-fundamentalistische Äusserungen. Dass der Faktor 'Religion' auch in der Politik eine zunehmend wichtige Rolle spielt, zeigen unter anderem die emotionsgeladenen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Minarett-Initiative oder der Abstimmung über das neue Asylgesetz in der Schweiz. Im Fokus der Autoren stehen grundsätzliche Überlegungen zum Verhältnis von Religion und Politik in Modernisierungsprozessen und zur Rolle der Religion bei der Herausbildung des modernen Staats. Gefragt wird zudem nach den Auswirkungen der in den letzten Jahren stark veränderten religiösen Landkarte der Schweiz auf das Wechselspiel von Politik und Religion. Dieses wird konkretisiert im Kontext der Sozial- und Asylpolitik, von Schule und Religionsunterricht, bioethischer Fragestellungen und religiöser Symbole in der Öffentlichkeit. Mit Beiträgen von Josef Bruhin, Werner Kramer, Adrian Loretan, Hermann Lübbe, Thomas Maissen, Frank Mathwig und Peter Voll.
Das Phänomen Angst ist symptomatisch für die aktuelle politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation: Angst um den Arbeitsplatz, vor globaler Rezession, vor terroristischen Anschlägen und vor anderen Religionen. Inwieweit werden aktuelle Ängste von Interessengruppen künstlich produziert, um daraus politisches und religiöses Kapital zu schlagen? Wie wird Angst in Politik und Religion zu Manipulationszwecken eingesetzt oder bewusst geschürt, um bestimmte Reaktionen hervorzurufen, ein Verhalten zu erzwingen oder Massnahmen zu rechtfertigen? Welche Folgen hat die professionalisierte Instrumentalisierung der Angst im öffentlichen Raum?. Mit Beiträgen von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Arno Gruen, Guy Kirsch, Josef Lang, André Marti, Dick Marty, Anton Schwingruber, Jean-Claude Wolf.
Die vorliegenden Predigtworte thematisieren den alltäglichen Anspruch auf Vollkommenheit und setzen sich mit dem oft unverständlich gewordenen Begriff der „Sünde“ auseinander. Sie widerlegen die Versuchung, Jesus als eine der besten Persönlichkeiten der Menschheit zu betrachten, und beleuchten die bedingungslose Annahme durch Gott, was eine kritische Fußnote zur moralischen Sprengkraft von Luthers Rechtfertigungslehre darstellt. Mit einem Zitat von Ludwig Wittgenstein wird die Herausforderung angesprochen, in der Theologie und Verkündigung prägnant zu kommunizieren. Die Ansätze sind vielfältig und reichen von der Architektur des jüdischen Museums in Berlin über das Einsiedler Welttheater bis hin zu literarischen Texten von Fontane und Auszügen aus Händels Oratorium „Der Messias“. Es wird gefragt, welche Bedeutung Begriffe wie Kreuz, Sünde, Gnade oder Entscheidung in der heutigen Zeit haben. Zudem wird das moderne Konzept der Ganzheitlichkeit kritisch hinterfragt und Johann Sebastian Bachs Beziehung zwischen Glauben und Musik beleuchtet. Aus der Perspektive eines fragenden Christenmenschen ermutigen die Predigtworte, Fragen zu stellen und den Glauben zu erkunden.